Robert Enke, Torhüter von Hannover 96
: Aufrappler, Nummer Eins

Das wird jetzt ein Plädoyer. Für Robert Enke als Nationalkeeper. Jens Lehmann bald zu alt und arbeitslos in London, Stuttgarts Hildebrand verlässt demnächst das Land in Richtung Spanien und scheint zu poppig für den schlichten schwarzen Adler auf der Brust. Und Schalkes Wunderfänger Manuel Neuer sollte sich erst mal „zwei bis drei Jahre auf diesem Niveau beweisen“, meint Ex-HSV-Keeper Hans-Jörg Butt.

Eben jener konnte am Samstag vom anderen Ende des Spielfelds einem Mann bei der Arbeit zuschauen, der genau das macht. Robert Enke hält und hält und hält. Der 29-Jährige war in den letzten drei Jahren der einzige Mannschaftsteil bei den 96ern, der gehobene Bundesligaqualität repräsentierte. Sicher im Rauslaufen, reaktionsschnell auf der Linie. Auch gegen die Handwerkself aus Leverkusen war er da, als er fünf Minuten vor Spielende bei einem platzierten Schuss des Leverkuseners Simon Rolfes gebraucht wurde und sicherte so das knappe, durch Jan Rosenthal bereits in der 7. Minute vorgelegte 1:0 bei Bayer.

Den anderen 1er-Kandidaten wie Bremens Wiese oder Dortmunds Weidenfeller hat der zurückhaltende Robert aus Jena zudem vor allen Dingen eins voraus: internationale Erfahrung. In Mönchengladbach als Ausnahmetalent gefeiert, suchte Enke bereits mit Anfang zwanzig die Herausforderung im Ausland. Wurde unter „Osram“ Heynckes Leistungsträger bei Benfica Lissabon und wechselte zum großen FC Barcelona.

Es folgte ein Karriereknick. Bei den Katalanen oft nur zweite Wahl, wurde er sogar nach Istanbul abgeschoben und musste über Daum’sche Glasscherben laufen. Auf dieser Europa-Tournee ist Enke zu einer Führungsfigur gereift. Dort hat er gelernt, mit persönlichen Rückschlägen umzugehen, sich zu schütteln und wieder aufzurappeln. Enke scheint den, für einen Torhüter, so wichtigen Tunnelblick zu besitzen. Am Wochenende nach dem Tod seiner zweijährigen Tochter Lara im September vergangenen Jahres stand Enke wieder zwischen den Pfosten. Gehörte zu den besten seines Teams und wurde ein paar Tage später von Joachim Löw in die Nationalelf berufen. Lucas Vogelsang