Keine Entwarnung bei Airbus

Morgen will der Airbus-Mutterkonzern EADS das Sparprogramm „Power 08“ verkünden. Die Gewerkschaften und Betriebsräte befürchten weiterhin den Verlust von mehreren Tausend Arbeitsplätzen in Norddeutschland

Von „Entwarnung kann keine Rede sein“, sagt Rüdiger Lütjen. Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats von Airbus Deutschland befürchtet weiterhin den Verkauf von norddeutschen Werken des Flugzeugkonzerns. Etwa 10.000 der rund 24.000 Arbeitsplätze im Lande seien dadurch bedroht, erklärte Lütjen am Wochenende. Fast die Hälfte davon könnte an Standorte in Frankreich, Spanien und England verlagert werden. Für diesen Fall seien Streiks nicht auszuschließen, so der Betriebsratschef.

Heute will die Konzernspitze von Airbus um EADS-Chef Louis Gallois ihr Sparprogramm „Power 08“ bekannt geben. Ziel ist die massive Senkung der Kosten. Bis 2010 sollen jährlich etwa zwei Milliarden Euro eingespart werden, um die Finanzprobleme zu entschärfen, welche durch technische Schwierigkeiten und Lieferverzögerungen beim Riesenjet A 380 entstanden sind.

Nach immer wiederkehrenden Gerüchten aus dem Konzern steht deshalb die Endfertigung und Auslieferung des doppelstöckigen Fliegers im deutschen Zentralwerk Hamburg zur Disposition. Gefährdet seien zudem einige der fünf kleineren Werke im Norden. Genannt werden in erster Linie die niedersächsischen Standorte Buxtehude, Nordenham und Varel. Sie könnten geschlossen oder verkauft werden. Bremen und Stade hingegen dürften ungefährdet sein.

Zwar habe Gallois versichert, dass der deutsche Anteil am projektierten Langstreckenjet A 350 bei etwa 35 Prozent liegen solle, berichtet Lütjen. Er befürchte aber, „dass netto nur zehn Prozent der Arbeit in deutschen Airbus-Werken erledigt wird“.

Auf dem Landesparteitag der Bremer SPD forderte Bundesparteichef Kurt Beck am Sonnabend den Erhalt der deutschen Airbuswerke. Wenn die Produktion verlagert werde, gehe „ein Löwenanteil der Innovationskraft verloren“. Die Produktion des A 380 und anderer Flugzeuge müsse deshalb in der Region verankert bleiben.

Walter Birkhan von der Hamburger Wirtschaftsförderung warnte unterdessen davor, die Diskussion ausschließlich auf Airbus zu konzentrieren. „Wir haben hier viele Kompetenzen“, sagte er. So habe der nach Airbus größte Arbeitgeber in diesem Sektor, die Lufthansa Technik, die Schaffung von 400 hochqualifizierten Stellen angekündigt, insgesamt arbeiteten in der Region rund 35.000 Menschen in der Branche. „Wenn wir global konkurrenzfähig sein wollen“, sagte Birkhan, „müssen wir in Norddeutschland zusammenarbeiten.“ Sven-Michael Veit