Mit Schmiss in die Welt

Ein neues Aussteigerprogramm für Burschenschaftler startet an der Uni Leipzig: bisher mit drei Teilnehmern

Drogen und Rechtsextremismus – wer aus diesen Milieus aussteigen will, kann schon lange auf professionelle Aussteigerprogramme zurückgreifen. Seit kurzem soll auch Burschenschaftlern, die ihr Leben verändern wollen, geholfen werden. Unter dem Titel Presence bietet der StudentInnenrat (Stura) der Universität Leipzig ein Exit für Verbindungsstudenten an.

Gewisse Parallelen zum Aussteigerprogramm für Rechtsextremisten sind durchaus gewollt. Schließlich hat auch der Verfassungsschutz immer wieder auf Kontakte von Burschenschaftlern ins rechte Lager, beispielsweise zur NPD, verwiesen. Dass Presence auf rechtsradikalen Webseiten wie Altermedia und Störtebecker-Netz heftig attackiert wird, scheint für diese Querverbindungen zu sprechen.

Das Hilfsangebot für die Ausstiegswilligen reicht von der Vermittlung einer eigenen Wohnung, der Unterstützung bei Behördengängen bis zu psychologischer Beratung in Selbsthilfegruppen. Dafür steht ein Team von Sozialpädagogen und Psychologen bereit, erklärt der Antirassismus-Referent des Stura, Rico Rokitte. Die Angebote sind für Kenner der Burschenschaftsszene durchaus plausibel: Weil viele Korpsstudenten in Verbindungshäusern wohnen und auch ihre Freizeit oft nur unter ihresgleichen verbringen, kann der angebotene Service tatsächlich jenen Kommilitonen beim Ausstieg helfen, die eher über Freizeitinteressen als über eine Ideologie mit den Burschenschaften verbunden sind.

In Burschenschaftskreisen war das Aussteigerprogramm sofort Thema, in zahlreichen Internetforen ist es Gegenstand heftiger Polemik. Dort wird dem Stura vorgeworfen, „mit Mitteln der zwangsweise eingezogenen Semesterbeiträge eine ideologisch basierte Aufhetzung“ zu betreiben. Das Argument lässt Rokitte nicht gelten. „Da die Psychologen und Sozialpädagogen unentgeltlich arbeiten, entstehen nur Kosten für den Druck der Flyer und Broschüren, die auf das Aussteigerprojekt hinweisen.“

Bisher scheinen die knapp über 100 Leipziger Burschenschaftler die Ausstiegshilfen zu verschmähen. Lediglich drei Verbindungsstudierende sollen sich bisher konkreter nach Ausstiegsmöglichkeiten erkundigt haben. Für Rokitte besteht allerdings kein Grund, das Aussteigerprojekt für gescheitert zu erklären. Schließlich sei es nach knapp einen Monat viel zu früh, um ein erstes Resümee zu ziehen. „Wir haben ja gerade erst begonnen. Im kommenden Sommersemester werden wir eine Evaluation durchführen und entscheiden, wie es weitergeht.“ Peter Nowak