Erfolge Gaddafis im Westen

LIBYEN Die Regimetruppen sind weiter auf dem Vormarsch. Die G-8-Außenminister können sich nicht auf Maßnahmen einigen

In Misurata behindern Kriegs- schiffe die Lieferung von Hilfsgütern

TOBRUK/PARIS dapd | Libysche Regierungstruppen haben am Dienstag die letzte von Regimegegnern gehaltene Stadt westlich von Tripolis eingenommen. Mit der Eroberung der Stadt Swara brachten die Soldaten den gesamten Küstenstreifen zwischen der Grenze zu Tunesien und Tripolis unter ihrer Kontrolle.

Regierungstruppen umstellten die Stadt mit 45.000 Einwohnern am Montag und beschossen sie stundenlang. Dabei kamen mindestens vier Aufständische ums Leben, wie Bewohner erklärten. Die meisten Gefechte konzentrierten sich auf die Seeseite der Stadt.

Die Soldaten feierten ihren Sieg mit Schüssen in die Luft. Die Rebellen wollten sich aber offenbar noch nicht geschlagen geben. Zwar hätten Gaddafis Truppen nach heftigem Beschuss mit Panzer- und Artilleriegranaten die Stadt eingenommen, doch vereinzelt werde noch gekämpft, sagte ein Sprecher der Oppositionskräfte. Die Rebellen würden sich nun neu gruppieren und zurückschlagen. Swara war eine der ersten Städte, die an die Regierungsgegner fiel.

Die Regimegegner sehen sich außerdem einer seit Tagen andauernden Blockade der von ihnen gehaltenen Stadt Misurata gegenüber. Ein Arzt sagte, Kriegsschiffe behinderten Hilfslieferungen. Es würden dringend Antibiotika und Hilfsmittel für Operationen benötigt. Misurata ist die drittgrößte Stadt des Landes und liegt rund 200 Kilometer südöstlich von Tripolis.

Im Osten rüsteten sich die Regimegegner in Adschdabija für einen Angriff der Truppen von Staatschef Muammar al-Gaddafi. Rebellensprecher Ahmed al-Swei erklärte am Dienstag, es komme immer wieder zu Gefechten zwischen beiden Seiten, besonders entlang einer Straße zum Hafen von Brega.

Die internationale Gemeinschaft hat im Umgang mit Gaddafi bislang keine gemeinsame Linie gefunden. Bei einem Treffen der G-8-Außenminister am Dienstag in Paris einigten sich die Ressortchefs der acht wichtigsten Industriestaaten zwar darauf, dass der politische Druck auf den libyschen Diktator erhöht werden müsse. Die Einrichtung einer Flugverbotszone blieb aber strittig. Nun soll sich der Weltsicherheitsrat erneut mit dem Thema befassen. Großbritannien und Frankreich arbeiten derzeit an einem Resolutionsentwurf für ein Flugverbot.

Beide Staaten machen sich für ein militärisches Vorgehen gegen Libyens Herrscherfamilie stark. Außenminister Guido Westerwelle bekräftigte hingegen in Paris seine Skepsis: Er wolle nicht, dass Deutschland dauerhaft in einen Krieg in Nordafrika hineingezogen werde, so der FDP-Politiker. Die US-Regierung äußerte sich zunächst nicht öffentlich darüber, wie sie die libysche Opposition unterstützen will. Außenministerin Hillary Clinton traf am Dienstag in Paris auch mit Vertretern der libyschen Opposition zusammen.

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