Sparpaket mit Warteschleife

Airbus verschiebt Veröffentlichung des Umstrukturierungsplans „Power 08“. Kein Konsens im Konzern über Aufteilung der Arbeit zwischen den Werken. Betriebsrat ist überrascht, Niedersachsens Regierungschef Wulff will Gesamtlösung

Für „Irritationen“ bei der IG Metall Küste und dem Gesamtbetriebsrat von Airbus hat die Nachricht gesorgt, dass der Konzern die Entscheidung über das Sparprogramm „Power 08“ verschoben hat. „Die Beschäftigten haben kein Verständnis dafür“, sagte Bezirksleiterin Jutta Blankau in Hamburg. Zwar gelte der Grundsatz „Gründlichkeit vor Schnelligkeit“, aber die aufgeschobene Verkündung des detaillierten Sanierungsprogramms und der künftigen Arbeitsaufteilung beim neuen Langstreckenflugzeug A 350 verstärke die Verunsicherung der Beschäftigten.

Erstaunt zeigte sich auch der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats von Airbus Deutschland, Rüdiger Lütjen. „Wir hatten gehofft, dass nun die Zeit der Gerüchte endlich vorbei ist. Jetzt gilt es, den Druck auf das Management aufrecht zu erhalten“, sagte er.

Der Airbus-Mutterkonzern EADS hatte gestern Vormittag die für heute geplante Offenlegung von „Power 08“ abgesagt. Es gebe noch keinen Konsens über „die Verteilung der Lasten zwischen den Partnerländern“, erklärte eine Airbus-Sprecherin. Dieser solle aber „in den kommenden Tagen“ erzielt werden. Von einem „deutschen Etappensieg“ raunte sogleich Spiegel online. Die deutsche Seite habe verhindert, dass „die heimischen Standorte“ gegenüber den französischen benachteiligt würden.

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) forderte gestern erneut „eine Gesamtlösung“. Die sechs norddeutschen Standorte müssten nicht nur an den Modellen A 320 und A 380 beteiligt sein, sondern „in angemessener Weise“ auch am A 350. In Niedersachsen hat Airbus Werke in Buxtehude, Stade, Nordenham und Varel, ein weiterer Standort ist Bremen. Nach Informationen der Betriebsräte könnten 8.000 der etwa 24.000 deutschen Arbeitsplätze dem Sparprogramm zum Opfer fallen. „Wir werden massiv dafür werben, dass alle Standorte bleiben, weil das die beste technologische Entwicklung garantiert“, versicherte Wulff.

Hamburgs Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) bekräftigte, das Hauptwerk von Airbus Deutschland in der Hansestadt müsse an der Teilmontage des A 380 „wie beschlossen“ beteiligt bleiben. Auch das versprochene Auslieferungszentrum für den zweistöckigen Jet müsse errichtet werden. In Branchenkreisen wird gemunkelt, dass es so kommen soll: Eine Verlagerung der Hamburger Arbeitsanteile ins französische Toulouse würde „zu beträchtlichen Zeitverlusten“ führen. Sven-Michael Veit

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