Nur Volljährige sollen rauchen dürfen

Eigentlich ist Rauchen erst ab 16 Jahren erlaubt. Weil aber bisher jedes Kind am Automaten Kippen kaufen kann, wird eine Alterskontrolle installiert. Koalitionspolitiker wollen sogar, dass Zigaretten künftig auch für 16- und 17-Jährige tabu sind

AUS BERLIN GEORG LÖWISCH

Teenagern unter 18 Jahren sollen keine Zigaretten mehr verkauft werden dürfen. Dies wollten die Experten der sechsköpfigen Koalitionsarbeitsgruppe zum Nichtraucherschutz, sagte Verbraucher-Staatssekretär Gerd Müller (CSU) gestern der taz: „Die Arbeitsgruppe wird vorschlagen, das Jugendschutzgesetz dahingehend zu ändern, dass Tabakwaren erst an Personen ab 18 Jahren abgegeben werden und nicht wie bisher, ab 16 Jahren.“

Müller sagte weiter, je früher jemand mit dem Rauchen anfange, um so höher sei die Gefahr einer Raucherkarriere. 82 Prozent der erwachsenen Raucher hätten als Teenager angefangen. „Wer einmal das 20. Lebensjahr erreicht hat, hat gute Chancen, für immer Nichtraucher zu bleiben.“

Der SPD-Politiker Lothar Binding, wie Müller Mitglied der Arbeitsgruppe, sagte: „Ich möchte alles tun, die Abgabe an Jugendliche zu erschweren.“ Mit welcher Methode das am klügsten gemacht werde, müsse allerdings noch diskutiert werden.

Bisher blieb das Verkaufsverbot für unter 16-Jährige wirkungslos, da jedes Kind Zigaretten am Automaten ziehen kann. Allerdings darf die Industrie aufgrund einer älteren Verschärfung des Jugendschutzgesetzes ab 2007 nur noch Automaten mit Alterskontrolle betreiben. Dieses System müsste dann auf 18 Jahre umgerüstet werden.

Die Alterskontrolle läuft über den Geldkartenchip auf Bankkarten. Die Chips gibt es schon lange, sie haben sich jedoch als ziemlicher Flop erwiesen. Allenfalls bei Ticketautomaten in Parkhäusern oder Straßenbahnen werden sie benutzt. Nur die meisten Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken haben deshalb bisher auf Bankkarten serienmäßig einen Geldkartenchip. Die neue Alterskontrolle könnte dem Chip eine zweite Chance geben.

Wer am Automaten nachgewiesen hat, über 16 zu sein, kann künftig mit Karte oder bar zahlen. Am 1. Januar werden bundesweit etwa 500.000 neue oder aufgerüstete Automaten stehen. „Wir haben gerade erst eine Rieseninvestition gemacht“, sagte ein Sprecher des Bundesverbands Deutscher Tabakwaren-Großhändler und Automatenaufsteller. Eine neue Altersgrenze würde weitere Kosten erzeugen und eine Übergangszeit erfordern: „Minimum: zwei Jahre.“

Die Zigarettenkonzerne selbst, allen voran British American Tobacco, sprechen sich seit einiger Zeit dafür aus, Minderjährigen keinen Tabak mehr zu verkaufen. Deshalb sind Qualmgegner wie SPD-Mann Binding etwas misstrauisch. Martina Pötschke-Langer vom Deutschen Krebsforschungszentrum sagte der taz, es sei unklar, was ein derartiges Verbot bringe. Denn in allen Ländern, die solche Verbote hätten, seien sie im Paket mit anderen Antitabakregeln eingeführt worden. Die Grünen-Politikerin Ulrike Hoefken sagte: „Das würde von vielen Jugendlichen als Entmündigung aufgefasst.“ Zudem entstehe der Reiz des Verbotenen.

Tabakgegner im Bundestag hatten mehrfach verlangt, Automaten gleich ganz zu verbieten. Sie befürchten, dass Minderjährige sich den Tabak von Älteren kaufen lassen oder sich Karten borgen.