Airbus ausgepowert

Vorstellung des Sparprogramms abgesagt. Frankreich und Deutschland streiten über Verteilung der Lasten

HAMBURG taz ■ Der Konflikt zwischen Deutschland und Frankreich über die Lufthoheit beim europäischen Flugzeugbauers Airbus hält an. Die für heute geplante Verkündung des Sparprogramms „Power 8“ wurde gestern kurzfristig abgesagt. Verwaltungsrat und Geschäftsführung des Mutterkonzerns EADS haben sich nicht über „die Verteilung der Lasten zwischen den Partnerländern“ geeinigt, erklärte eine Sprecherin gestern. Der Verwaltungsrat werde „in den nächsten Tagen“ erneut zusammentreten, „um eine Einigung bezüglich der Verteilung der Arbeitslast zwischen den Ländern zu finden“.

In einer Erklärung von EADS-Ko-Chef Louis Gallois heißt es, eine „schnelle Austarierung der nationalen Interessen“ sei notwendig. Er habe Vorschläge für „eine Balance“ unterbreitet, „die sowohl industrielle als auch technologische Aspekte berücksichtigt und die Wettbewerbsfähigkeit sichert“, behauptete Gallois. Bei der Umstrukturierung von Airbus „ringen wir noch um die beste Lösung“, ergänzte Thomas Enders, deutscher Teil der Doppelspitze bei EADS.

Uneinigkeit herrscht dem Vernehmen nach über die Arbeitsaufteilung beim neuen Langstreckenflieger A 350. Die Bundesregierung hatte seit Wochen darauf gedrängt, dass Deutschland „angemessen“ an dem „Zukunftsflieger“ beteiligt werde. Gallois habe einen Anteil von 35 Prozent in Aussicht gestellt, berichtete am Wochenende Rüdiger Lütjen, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats von Airbus Deutschland. Er befürchtet jedoch, „dass netto nur 10 Prozent der Arbeit in deutschen Airbus-Werken erledigt wird“.

Seit langem war geplant, dass Gallois heute die Betriebsräte des Konzerns und dann die Öffentlichkeit über die Einzelheiten des Sparprogramms informiert. Mit „Power 08“ sollen die Betriebskosten bis 2010 um etwa 5 Milliarden Euro und danach um weitere 2 Milliarden Euro jährlich gesenkt werden.

Grund sind die hohen Einnahmeverluste des Konzerns durch technische Probleme und Lieferschwierigkeiten beim Riesenjet A 380. Teil des Programms soll der Abbau von bis zu 10.000 Arbeitsplätzen in Europa und der Verkauf oder die Schließung mehrerer Standorte sein. Spekuliert wurde über die Werke Nordenham und Varel in Niedersachsen sowie Méaulte in Frankreich und über die Verlagerung von Arbeitsanteilen aus dem Werk Bremen ins englische Fulton. SVEN-MICHAEL VEIT