Der Präparator

Kampfläufer balzen um ihre Liebste, Austernfischer tippeln durchs Watt und ein Bussard lauert auf Beute. Das Norddeutsche Vogelmuseum in Osterholz-Scharmbeck bei Bremen inszeniert die heimische Fauna. Etliche der 450 Exponate stammen aus der Werkstatt des Tierpräparators Andreas Vollprecht.

Vollprecht sitzt in seiner lichtdurchflutetenWerkstatt und streicht prüfend über das Uhu-Gefieder. „Vögel sind meine große Liebhaberei“, sagt er. „Als Dreijähriger hab ich schon Vogelbücher auswendig hergesagt.“ Vollprecht ging in einer renommierten Kölner Präparationswerkstatt in die Lehre. Lange arbeitete der heute 70-Jährige im Präparatorium des Bremer Überseemuseums. Sein 1974 begonnenes Engagement im Norddeutschen Vogelmuseum setzt er auch als Ruheständler fort.

Eigentlich seien Präparatoren Tierbildhauer, sagt er. Maßgeblich seien „Qualität und Gründlichkeit“. Mit der mancherorts privat praktizierten „Ausstopferei“ habe der Beruf wenig gemein. Vollprechts Profession stößt nicht überall auf Gegenliebe. Das Handwerk sei einigen Menschen nicht geheuer. Hinzu kämen Zweifel an den Bezugsquellen. „Wenn man sich Mühe gibt, kommt man auf legale, anständige Weise an das Material. Dieser Uhu lag tot in einem Garten.“ Das „weite Netz von Beziehungen“ reiche von Vogelwarten über die Polizei bis zu den Naturschutzbehörden. Häufig landen im Vogelmuseum Unfallopfer, etwa nach Scheibenkollisionen.

Wichtiges Utensil ist die Kühltruhe. Dort warten Körper auf ihre Präparation. Vollprecht kennt die Anatomie und den Bewegungsapparat der Vögel genau und hat einen ganzen Stapel Körperzeichnungen. Ungenaues Arbeiten räche sich. Er arrangiert in vielen Museumsvitrinen auch die natürlichen Lebensräume seiner Schützlinge. „Die Feinde eines Präparators sind Kleidermotten und Käferarten“, sagtVollprecht. Bei Bedarf werden befallene Exponate zwei Wochen in der Kühltruhe durchgefroren. „Da kriegen die Schädlinge einen kalten Hintern.“  (dpa)