Zugtäter gesucht

Indiens Polizei veröffentlicht Phantombilder zweier Verdächtiger. Pakistans Außenminister trifft in Delhi ein

DELHI taz ■ Einen Tag nach dem mutmaßlichen Zuganschlag in Nordindien hat die indische Polizei Phantombilder von zwei Verdächtigen veröffentlicht. Es handelt sich um junge Männer, die eine Viertelstunde vor den Explosionen aus dem langsam fahrenden Zug sprangen. In dem Direktzug nach Pakistan darf aus Sicherheitsgründen auch bei technischen Zwischenhalten nicht ausgestiegen werden. Zeugen berichteten der Polizei von einer Auseinandersetzung der beiden Männer mit einem Bahnbeamten. Die Verdächtigen hätten behauptet, abspringen zu wollen, da sie den falschen Zug erwischt hätten – was ihnen schließlich gestattet wurde.

Zwei weitere Verletzte sind inzwischen den Brandwunden erlegen, die sie im Zug erlitten hatten. Die Zahl der Opfer steigt damit auf 68. Bislang konnten erst 16 von ihnen identifiziert werden, weil die Passagiere in einem der beiden Wagen ohne Reservierung reisten.

Zahlreiche Politiker und Staaten haben das Attentat verurteilt. Sie forderten Indien und Pakistan auf, den Friedensprozess nicht „entgleisen“ zu lassen, wie dies die Attentäter offenbar beabsichtigten. Es ist bekannt, dass radikale islamische Gruppen wie Lashkar-e-Taiba und Jaish-e-Mohammed den Friedensprozess scharf verurteilen und darin eine Schwächung des kaschmirischen Dschihad sehen.

Gestern abend traf Pakistans Außenminister Khursheed Kasuri zu den seit langem geplanten Gesprächen in Delhi ein. Sie sind Teil des komplexen Fahrplans der gegenseitigen Annäherung und könnten ein Motiv für die Urheber des Anschlags gewesen sein. Beide Seiten sind jedoch zur Fortsetzung des Prozesses entschlossen. Die Friedensbemühungen müssten beschleunigt werden, so Kasuri. Er verlangte, dass die beim letzten Treffen zwischen dem pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf und Indiens Regierungschef Manmohan Singh vereinbarte gemeinsame Antiterror- Initiative nun umgesetzt wird. Auch in Indien fordert kaum jemand ein erneutes Aussetzen der Verhandlungen. Selbst die nationalistische Rechte kritisierte „lediglich“ mangelnde Sicherheitsvorkehungen. Zwei Beamte sind inzwischen suspendiert worden, da sie Fahrkarten ohne Vorweisen eines Reisepasses ausstellten. BERNARD IMHASLY

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