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: Die Frau, die mit Ziegen Kredit gibt

Alles begann damit, dass eine Austauschstudentin aus Uganda zeitweilig bei Annette Rosati wohnte. Die Kunstlehrerin und Künstlerin aus dem westschwedischen Ödsmål reiste 1999 erstmals nach Uganda, und bald hielt sie Workshops für Kinder und Jugendliche an der Uni Kampala. „Ich war schockiert über all das Elend, das ich dort sah. Und wieder zurück in Schweden, war ich angeekelt von unserem Überfluss und dem ganzen unnötigen Krimskrams, den wir für erforderlich halten.“

Danach war für die 52-Jährige klar, dass sie in Uganda eine Aufgabe hatte. Der Zufall führte sie in das Dorf Bishozi. „Ich sagte den Frauen dort, sie sollten doch einmal malen, was besonders wichtig wäre für das Dorf. Für viele war es das erste Mal in ihrem Leben, dass sie ein Bild malten. Einige malten ein Schulhaus, andere Bienenstöcke, die meisten aber Ziegen.“

Das war der Ausgangspunkt für viele mittlerweile angeschobene Projekte, welche die rastlose Mutter von zwei Söhnen initiierte. Als Erstes ein Schulgebäude – vorher war nur unter einem Baum unterrichtet worden. Geld war nicht aufzutreiben. So legten Annette, ihr Lebensgefährte Pieter und drei KünstlerkollegInnen ihre Ersparnisse zusammen und vor drei Jahren bauten sie unter tatkräftiger Mithilfe der DorfbewohnerInnen ein Schulhaus.

Bei diesem Aufenthalt wurde für die EuropäerInnen auch die Bedeutung der Ziegen klar: Sie vermehren sich schnell, geben Nahrung und lassen sich auf dem Markt verkaufen. Rosati: „Eine eigene Ziege war der Herzenswunsch der meisten Frauen.“ Der Gedanke einer Ziegenbank wurde geboren und verwirklicht. 2004 startete sie mit den ersten 12 von SchwedInnen gespendeten Ziegen. Das Konzept: Eine trächtige Ziege wird an eine Dorfbewohnerin ausgeliehen. Vom ersten Wurf gehören die weiblichen Ziegen der Bank, welche diese dann erneut ausleihen kann. Jeder weitere Wurf gehört der Frau, die dann bald auch einige auf dem Markt verkaufen kann. Gibt es in Bishozi genug Ziegen, wird das Projekt im nächsten Dorf fortgesetzt. Der Vertrag für die „Ziegenleihe“ beinhaltet die Verpflichtung, lesen, schreiben und Englisch lernen zu wollen.

Statt Blumen zum Geburtstag kann man nun 20 Euro für die „Getbank“ spenden. So viel kostet eine Ziege auf dem ugandischen Markt. „Und weil man immer etwas handeln kann, reicht das auch für ein Seil, etwas Medizin und den Jungen, der die Ziege vom Markt ins Dorf bringt“, versprechen die InitiatorInnen. Abgesehen von den Ziegen kann man mittlerweile auch für Hühner oder eine Ziegelsteinproduktion spenden. REINHARD WOLFF

www2.stenungsund.se/kultur_och_fritid/Bishozi/SvenskaGetbanken.htm