LESERINNENBRIEFE
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Alternative für den Stadtverkehr

■ betr.: „E-Autos mit Ladehemmung“, „Rock ’n’ Roll auf der Busspur“, taz vom 5. 8. 14

Das Dilemma fängt im Kopf an. Solange die Verbraucher nicht bereit sind umzudenken, wird es keine neue Mobilität geben. Das bisherige Universalauto, mit dem sowohl der Weg zur Arbeit zurückgelegt werden kann, als auch der Familienurlaub inklusive Gepäck ins ferne Italien, ist perdu. Elektroautos wiegen so viel wie die alten Benzinkutschen, immer noch wird mindestens das Zehnfache der eigentlichen Last als Konserve drumherum mitgeschleppt.

Für den Stadtverkehr empfehle ich, sich das türkische Tribix (www.tribix.net) anzuschauen; circa 140 Kilogramm Eigengewicht bei 220 Kilogramm Zuladung. Mit einem E-Motor ausgestattet ist es eine echte Alternative für den Stadtverkehr.

Ausführliche Informationen dazu und vielen weiteren Fahrrädern unter: nutzrad.de

ARNE MATSCHINSKY, Hamburg

Probleme und Risiken vertuscht

■ betr.: „Das Stuttgarter Loch“, „Die geschlagene Schlacht“, Kommentar von Ingo Arzt, taz vom 6. 8. 14

Seit Jahren wird immer wieder ein Baubeginn von Stuttgart 21 inszeniert. Der offizielle Baustart war am 2. 2. 10. Die Planungszeit begann 1994. Unter der Stadt vorgesehene Tunnelröhren: 62 Kilometer. Davon bisher gebaut 0,8 Kilometer. Das „bestgeplante Zukunftsprojekt“ hat aber schon im Vorfeld eine barbarische Stadtzerstörung bewirkt. Auch in Ihrem Kommentar nennen Sie einige der ungelösten Probleme beim Bau von Stuttgart 21, wie fehlender Brandschutz, fehlende Genehmigungen für wesentliche Streckenteile, ungeklärte Finanzierung etc.

Dann jedoch kommt der Vergleich zu den Pyramiden. Was sich in der ägyptischen Vorstellung über eine göttlich-geistige Welt in den Pyramiden materialisiert hat, entspräche in unserer Zeit dem Bau von Großprojekten wie S21, und deshalb sollte man mal nicht so geizig sein. Dann sollte man auch klar aussprechen, welchem „Gott“ hier ein Denkmal gesetzt wird: Profit durch Immobiliengeschäfte, viel Geld für wenige auf dem Rücken der Bürger, die ihren Park und ihren ebenerdigen und sicheren Bahnhof verlieren.

In der Schlichtung ging es übrigens nicht um Pro oder Contra S21, sondern um den Ausstieg des Landes Baden-Württemberg aus der Finanzierung. Die Kosten waren bei der Abstimmung noch mit 4,5 Milliarden angegeben, kurz nach der Abstimmung schnellten sie auf 6,5 Milliarden. Jahrelang wurden Parlament und Bürger über Kosten und tatsächliche Minderleistung des neuen Bahnhofs getäuscht. Probleme und Risiken wurden vertuscht. Leider haben auch die Medien dabei ihre Rolle als vierte Gewalt nicht immer wahrgenommen. SUSANNE GLAUBITZ, Freiburg

Ein neues touristisches Highlight

■ betr.: „Angegraben. Die Arbeiten für den umstrittenen Tiefbahnhof beginnen“, taz vom 6. 8. 14

Der Beitrag endet: „Die große Sorge der Politiker in Stadt und Land ist, dass eines Tages wegen Geldmangels eine riesige Bauruine die Stuttgarter City verunstaltet. Dazu käme demnächst noch ein ziemlich großes Loch.“ Diese Sorge scheint mir unbegründet. Denn wenn dann das unbeherrschte Grundwasser und der muntere Nesenbach das große Loch zum Badesee auffüllt, dann ließe sich doch der alte Stuttgarter Slogan von der „Großstadt zwischen Wald und Reben“ glanzvoll übertrumpfen! Beispiel: „Stuttgart – die Weltstadt mit Badesee im Herzen“.

Und vielleicht ließe sich mit der Bauruine auch noch ein pfiffiger Klettergarten zum See gesellen. Wenn ich dann noch an den alten Weinberg denke, der aus der Nähe herabblickt … Ein neues touristisches Highlight! THEO KRÖNERT, Kaisersbach