Entpolitisierte Kunst

„Niemand unter den Intellektuellen hier glaubt an faire Wahlen. Dafür gab es schon im Vorfeld zu viel illegale Aktionen. Erdogan wird mutmaßlich die meisten Stimmen bekommen, wie schon bei den Kommunalwahlen. Seine gezielte Desinformation und seine illegalen Aktionen scheinen die Öffentlichkeit überzeugt zu haben. Natürlich kann man auf Facebook und Twitter über die große autoritäre Gefahr diskutieren. Als Künstler muss ich gestehen, dass ich jeden Tag die Schwere der Zensur spüre. Das ängstigt mich. Ich fürchte, dass die zeitgenössische Kunst in der Türkei in der Zukunft sich entpolitisiert und sich auf ornamentale und dekorative Inhalte beschränken wird.“

Ferhat Özgür, bildender Künstler. Zurzeit lehrt er Multimedia an der Istanbuler Kultur-Universität.