Kunst als freie Zone

„Erdogan kam an die Macht mit dem Versprechen auf eine wahre Demokratie. Seit 2008 wissen wir, dass das eine grandiose Heuchelei war. Nach und nach ebnete er den Weg für eine hybride islamische Republik und spaltete die Türkei entlang von religiösen, ethnischen und ideologischen Fraktionen. Ich bin besorgt, dass er als Präsident noch autoritärer wird. Auch die Kulturszene ist tief gespalten. Aber die Biennalen in der Türkei und die zeitgenössische Kunstproduktion sind die am meisten unabhängigen, freien und dissidenten Plattformen. Ich hoffe, dass das so bleiben wird. Die zeitgenössische Kunst war für mich die einzige freie Zone in den letzten drei Jahrzehnten.“

Beral Madra, Doyenne der zeitgenössischen Kunstszene, leitet das BM-Contemporary Art Center in Istanbul. Statements zusammengestellt von Ingo Arendt.