HHLA: 50 Prozent mehr Gewinn

Städtisches Logistik-Unternehmen wächst überdurchschnittlich. Vorstandschef Peters erklärt Privatisierung für notwendig. Die Beschäftigten wollen aber heute dagegen demonstrieren

VON GERNOT KNÖDLER

Ein Teil der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) muss verkauft werden, damit der Hafen schnell wachsen kann. Mit dieser Botschaft wird Klaus-Dieter Peters, der Vorstandsvorsitzende des städtischen Logistikkonzerns, heute vor seine Mitarbeiter treten. Er könne sich „bei bestem Willen nicht vorstellen, wo sonst das Geld für einen Ausbau herkommen soll“, sagte Peters gestern. Nach der Betriebsversammlung im CCH wollen die Beschäftigten mit einem Demonstrationszug durch die Innenstadt zeigen, dass sie einer aus ihrer Sicht unvorteilhaften Privatisierung massiven Widerstand entgegensetzen werden.

Die HHLA ist 2006 viel schneller gewachsen als der Hamburger Hafen. Ihr Umsatz wird nach eigener Schätzung um 20 Prozent auf mehr als eine Milliarde Euro steigen. Der Gewinn nach Steuern werde wohl bei mehr als 100 Millionen Euro liegen. 2006 waren es 64 Millionen.

Der Containerumschlag, der 56 Prozent des Konzernumsatzes brachte, wuchs mit 18 Prozent fast doppelt so schnell wie der Containerumschlag im gesamten Hamburger Hafen. Das Sahnehäubchen auf diese Zahl setzten die Steigerungsraten der HHLA-Containerterminals in Lübeck und Odessa am Schwarzen Meer mit 88 und 46 Prozent. Die HHLA-Terminals im Hamburger Hafen schlugen 16 Prozent mehr Container um als 2005 und verschafften der HHLA in den großen Nordseehäfen einen Marktanteil von mehr als 20 Prozent.

In anderen Geschäftsfeldern sieht es ähnlich aus: HHLA-Züge und Laster transportierten 19 Prozent mehr Güter im Hinterland. Die Berater, die das Know-How der HHLA weltweit verbreiten, dehnten ihre Aktivitäten um 22 Prozent aus. Lediglich im Immobiliengeschäft musste sich das Unternehmen mit fünf Prozent Wachstum begnügen.

Seit Ende 2004 stellte der Konzern fast 900 zusätzliche Mitarbeiter ein. Angesichts der Erfahrungen mit anderen Privatisierungen äußerte Peters Verständnis für die Sorgen seiner Mitarbeiter, es könnten Jobs verloren gehen. Die HHLA habe aber keinen Speck angesetzt, der weggeschnitten werden könnte.

Noch immer ist unklar, wie der Verkauf aussehen soll. Der HHLA-Vorstand empfahl dem Senat, das Unternehmen an die Börse zu bringen, statt einen großen Partner ins Boot zu holen. Ein Versuch, die Bahn als Partner zu gewinnen, scheiterte vor einem Jahr. Peters plädierte dafür, beim Vergleich der Optionen nicht nur den Erlös im Auge zu behalten, sondern auch den Einfluss der Stadt. Ein Verkauf von 49 Prozent an einen Investor sei nicht zu vergleichen mit der Ausgabe stimmrechtsloser Aktien.

Bis Ende Februar werde der Kreis möglicher Investoren verengt, sagte Peters. Parallel verhandle der Senat mit Banken für einen Börsengang. Entscheide sich der Senat schnell, könnte er die HHLA noch im September oder Oktober an die Börse bringen.

Unterdessen bemüht sich die HHLA, sich anderswo einzukaufen: Sie will sich um den Lübecker Hafen bewerben, der privatisiert werden soll, dafür aber nicht jeden Preis zahlen. „Wir haben in der Tat ein ganz starkes Interesse an Lübeck“, sagte Peters, „wir wollen aber profitabel wachsen.“ Mitbieten will die HHLA auch für den Containerterminal im Mittleren Freihafen. Überdies werde sie in Binnenterminals, Züge und Lastwagen investieren, kündigte Peters an.