Anklage gegen Moschee-Zündler erhoben

FEUER Beschuldigter vermindert schuldfähig. Brandserie in Neukölln geht weiter

Der Angeklagte ist laut Staatsanwaltschaft „im Wesentlichen geständig“

Die Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen den mutmaßlichen „Moscheebrandstifter“ erhoben. Dem 30-jährigen Manuel K. wird schwere Brandstiftung, die Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion sowie fünffach versuchte schwere Brandstiftung vorgeworfen.

Zwischen Juni 2010 und Januar 2011 wurden über Monate wiederholt Brandanschläge auf islamische Einrichtungen verübt. Innensenator Ehrhart Körting (SPD) nannte dies „schandhafte Taten“. Im Januar nahm eine Sonderermittlungsgruppe der Polizei Manuel K. fest. Die Beamten waren ihm auf die Schliche gekommen, weil K. in der Redaktion einer Boulevardzeitung die Kopie eines Artikels angefordert hatte, die später auf einem Bekennerschreiben aufgeklebt war.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 30-Jährigen sechs Anschläge vor – auf die Sehitlik-Moschee und die Islamische Kulturgemeinde der Iraner in Tempelhof, die Al-Nur-Moschee in Neukölln sowie die Moschee der Lahore-Ahmadiyya-Gemeinde in Wilmersdorf. Die Taten sollen anfangs mit Brandsätzen aus Benzin und Brennspiritus, später mit Propangas oder Vergaserkraftstoff verübt worden sein. Beim letzten Anschlag wurde eine Sprengvorrichtung aus Gaskartuschen, Brennspiritus, Holzkohle, Zeitungspapier, Feuerwerkskörpern und Schrauben verwendet. In zwei Fällen konnten größere Schäden nur durch das rechtzeitige Eingreifen eines Angestellten und der Feuerwehr verhindert werden.

Laut Staatsanwaltschaft ist K. „im Wesentlichen geständig“. Seit der Festnahme befindet er sich in einer geschlossenen Psychiatrie in U-Haft. Ein Sachverständiger attestierte K. eine „erheblich verminderte bis aufgehobene Steuerungsfähigkeit“ während der Taten. Ein Prozesstermin steht noch nicht fest.

Derweil beunruhigt eine andere Brandserie Neukölln. Nach einem Wohnhausbrand mit drei Toten an der Sonnenallee am Samstag wurde Mittwochabend nur wenige hundert Meter weiter in einem Haus ein Kinderwagen angezündet. Das Feuer konnte rechtzeitig gelöscht werden. Dennoch wurden fünf Personen mit Verdacht auf Rauchvergiftung ins Krankenhaus gebracht. Bereits vor anderthalb Wochen brannte ein Kinderwagen in der Weichselstraße.

Der Polizei sind der oder die Täter unbekannt. Ermittelt werde in alle Richtungen, sagte ein Sprecher. Für den Brand in der Sonnenallee hat die Polizei eine Belohnung von bis zu 5.000 Euro ausgelobt. Konrad Litschko