LESERINNENBRIEFE
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Denkmalschutz für THF

■ betr.: „Bewährungsprobe für Senatskritiker“, taz vom 31. 7. 14

„100 % Tempelhofer Feld“ hat erfolgreich durch Volksabstimmung die Bebauung des Tempelhofer Felds abgewehrt. Jetzt soll das Dach des langgestreckten Flughafengebäudes saniert und für die Nutzung durch Investoren oder so freigegeben werden. Beachvolleyball soll dort oben gespielt werden? Reichlich blöd, wenn der Ball immer über das Dach hinausschießt und wieder von unten hochgeholt werden muss. Hohe Zäune wie auf einem Tennisplatz sind ja wohl das Letzte! Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, was auf dem Dach noch alles angestellt werden kann. Oder erst im Kellergeschoss!

Was sagt eigentlich der Denkmalschutz zur Sanierung des riesigen Dachgeländes und zu den gesamten Nutzungsmöglichkeiten? Müsste der nicht mal wenigstens gefragt werden? Einen Bericht erstellen? Die Statik beurteilen?

Mein Vorschlag, auch bezüglich der gesamten Finanzierung des Flughafengeländes einschließlich der langgestreckten Gebäude mit den hoch interessanten Kellergeschossen, geht in eine andere Denkrichtung: Der Flughafen Tempelhof ist einzigartig in Europa und vielleicht sogar in der ganzen Welt. Schon allein als einziger Zentralflughafen mitten in einer Großstadt. Dann die gesamte Geschichte, die sich auf diesem Gelände vor dem Ersten Weltkrieg, vor dem Zweiten Weltkrieg, mitten im Zweiten Weltkrieg (Nazi-Eliten-Bunker), nach dem Zweiten Weltkrieg („Rosinenbomber“, Luftbrücke mit vielen tödlich abgestürzten US-amerikanischen Piloten) etc. abgespielt hat. Eine hoch denkwürdige Geschichte.

Das gesamte Flughafengelände sollte daher zum Weltkulturerbe erklärt werden! Berlin, arm und sexy, wäre die gesamte Kostenlast los und könnte die auf diese Art und Weise eingesparten Steuermittel für das Allgemeinwohl der Berliner Bevölkerung, egal welcher Herkunft und Kultur, verwenden. Natürlich auch für die Pflege des Tempelhofer Feldes zwecks Freizeitgestaltung und Erholung mit den erhaltenswerten Startbahnen. Doch wie, durch wen, kann dieser Antrag gestellt werden, damit der Zentralflughafen Tempelhof auf die Kandidatenliste „Weltkulturerbe“ kommt? GERDA FÜRCH, Berlin

In vollen Zügen

■ betr.: „Radtouristen in Berlin: Züge kommen nicht auf Touren “, taz.de vom 8. 8. 14

Die Planung ist das eine Problem, das andere sind die Fahrgäste. Wochenende oder morgens/abends an einem X-beliebigen Tag im Berufsverkehr. Mehrzweckabteil. Es kommt ein Rollstuhlfahrer, Kinderwagen, Radfahrer, Rollkoffer. Das Mehrzweckabteil ist voll von „Fußgängern“! Nicht nur auf den Klappsitzen, die stehen wie die Heringe dort. Diese Gruppe könnte genauso gut im restlichen Zug stehen:-((. Platz machen, in den Zug hineingehen, um die, für die dieses Abteil da ist, noch mitfahren zu lassen? Fehlanzeige! Es geht nicht um den reservierten Platz, aber um mitdenken, einen Hauch von Sozialverhalten :-((. Manchmal, wenn ein paar geübte Radler im Zug sind, geht das auch anders! Da wird in Windeseile von innen und außen gepackt, wird gecheckt, wer muss wann raus. da klappt es auch mit dem Kinderwagen:-)). Sikasuu, taz.de

Keine Olympiade

■ betr.: „Olympiagegner bilden ein Team“, taz.de vom 1. 8. 14

Berlin ist nicht mal in der Lage, einen Flughafen zu bauen. Das sollte auch dem DOSB bekannt sein. Selbst eine europaweite Ausschreibung für den BER wurde jetzt zurückgezogen, keiner will mit Berlin zusammenarbeiten. Ich denke, man muss sich keine Sorgen darüber machen, dass die Olympischen Spiele von Berlin ausgerichtet werden könnten, noch dazu, weil der Flughafenbau sich mit all seinen Pleiten als geeignete Gegenkampagne zu Olympia von sich aus noch Jahre hinziehen wird und die öffentliche Diskussion bestimmt. garibaldi999, taz.de

Hohe Normativität

■ betr.: „Besetzer in Berlin: Da ist unser Haus“, taz.de vom 2. 8. 14

Die Sache mit dem Arbeiterhintergrund ging im weiteren Verlauf völlig schief, die Entwicklung ging auch in dem Bereich schnell in Ausgrenzung von bildungsfernen Hintergründen. Man war um 1970 prollaffin politisch gewollt. Mit den Öko- und Friedensinhalten setzten sich die bürgerlichen Hintergründe durch und seitdem gilt, was die OECD für die gesamte deutsche Gesellschaft feststellt: keine soziale Durchlässigkeit. Öko und Friedensbewegung verlangen a priori andere Skills, wer die nicht hat, wird ausgegrenzt. Anders formuliert, es wird a priori eine hohe spezifische Normativität verlangt und dazu gehört auf einmal auch der sprachliche Ausdruck etc.

Es gibt von daher keine Unterschiede an sozialer Undurchlässigkeit bis hin zu Occupy. Hausbesetzungen wurden de facto bürgerlicher Landgewinn, die Hausbesetzung gehörte selbst mit zur bürgerlichen Schattierung. Das gilt auch für Asylinitiativen. Die Normativität dort lässt bildungsferne Schichten nicht zu Wort kommen. Es wird verdrängt, dass man selbst ausgrenzt. Hausbesetzungen wurden Ausgrenzungen. Die Ausgrenzungen wurden immanent und waren schon das, was heute mit Gentrifizierung kritisiert wird, ohne zu merken, dass man selbst ausgrenzte – Bildungskapital wirkte da nicht anders als monetäres Kapital. ANDREAS URSTADT, taz.de

Endlosschleife

■ betr.: „Futtern und Feiern in Friedrichshain“, taz.de vom 2. 8. 14

Diese nicht enden wollende Selbstbeweihräucherung einer „Sub“-Kultur, die eindeutig von deren Müttern und Vätern vor über 25 Jahren begründet wurde und sich schon lange in einer Endlosschleife totläuft, ist so langweilig wie das gesamte RAW-Gelände mit oder ohne Street Food.

oscar111, taz.de