Wowereit ist ganz unten angekommen

MIESE UMFRAGEWERTE

Sie erinnern sich vielleicht: Wowereit gilt als Berlins Regierungschef

Journalisten und Wissenschaftler – also Menschen – sehnen sich sich danach, möglichst komplexe Umstände in einfachen Zahlen auszudrücken. Es handelt sich um den Versuch, möglichst alles in die Ranglistenwelt des Sports zu überführen. Dann jubeln alle, wenn eine Person, ein Land, ein öffentlicher Sektor, eine Quote siegt, (auf-)steigt, (ab-)sinkt, verliert.

So geschehen Anfang der vergangenen Woche: Klaus Wowereit – Sie erinnern sich vielleicht, er gilt als Berlins Regierungschef – erreichte auf einer Liste der Berliner Zeitung mit 16 Menschen den glorreichen 16. Platz. Noch hinter Alexander Spies – Sie erinnern Sie sich vielleicht –, dem Fraktionschef der Piraten. Es ging bei dem Ranking um die Beliebtheit. Die Zeitung hat, um dieses überraschende Ergebnis zu erhalten, übrigens eine Umfrage in Auftrag gegeben. Das tut sie regelmäßig, aber Wowereit am Ende – das gab’s noch nie. Aber neu ist das deswegen noch lange nicht.

Dass Wowereit seinen Charme seit Längerem eingepackt hat, fällt schon kaum mehr auf; dass er ihn für mögliche Wahlkämpfe immer wieder auspacken kann, ist altbekannt. Dass die Bilanz von Rot-Schwarz – und damit des Regierenden Bürgermeisters – kurz nach der Halbzeit der Legislaturperiode mieser kaum sein könnte: wissen alle. Dass nicht mehr viel kommen wird bis 2016: mehr als eine Ahnung.

Wen nur hat die Zeitung also bisher befragen lassen, dass es so lange brauchte, bis Wowereit auch in Zahlen fassbar dort ankam, wo er gefühlt schon lange steht: Bloß altgediente SPD-Kader?

Nun, da Zahlen und Wirklichkeit so gütlich in Einklang gebracht worden sind, kann Klaus Wowereit sich zurücklehnen und ganz beruhigt weitermachen wie bisher. Getreu dem Motto: „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt’s sich gänzlich ungeniert.“ BERT SCHULZ