Der Sommer ist Pfefferminz

Gefühlt ist mindestens ein Viertel meines Gehirns voll mit Dingen, die ich von Lesben gelernt habe.

Ich habe gelernt, dass „Familie“ nicht heißen muss, dass man miteinander verwandt ist oder irgendwas mit Kinderkriegen zu tun hat. „Familie“ kann auch heißen, dass man sich morgens gegenseitig einen Tee und einen Keks ans Bett bringt, dass man einander Schlüpper aus dem Supermarkt mitbringt oder Champagner aus dem Weinladen und dass man sich merkt, wer keine Erbsen, keine Butter und keine warme Paprika mag.

Ich habe gelernt, dass Sex mit einer Frau zwischen zwei Minuten und Im-Prinzip-zwei-Wochen dauern kann. Dass Pfefferminzgleitgel im Sommer sehr angenehm ist und Karamellgleitgel im Winter. Ich habe gelernt, dass auf die Frage „Du hast so zugenommen, bist du schwanger?“ manchmal die beste Antwort ist: „Das ist meine Wampe, du Opfer“. Und dass man quasi in jeder Jahreszeit Outdoorjacken zu Sandalen tragen kann, dass man andererseits mit einer Lederjacke im Grunde niemals falsch angezogen ist außer auf einer VeganerInnenparty und dass man Haarkuren auch für die Schamhaare benutzen kann, ich habe gelernt, wie man Birnenklöße zubereitet und dass das Ding, mit dem man den Boden wischt, im Norden „Feudel“ heißt. Na ja. Das ist nicht so lesbenspezifisch, aber was ist schon lesbenspezifisch, außer dass da halt Frauen sind, die Frauen lieben? Dass das super geht, hab ich auch schon gelernt.

Dafür hab ich neulich auch einer Lesbe beigebracht, dass gelbe Marienkäfer nicht Kartoffelkäfer heißen, sondern dass Kartoffelkäfer eine eigene Art sind. Tja. Eine Hand wäscht die andere.

Margarete Stokowski schreibt für die taz die Kolumne „Luft und Liebe“ und für das Magazin L-Mag die Kolumne „Von Lesben lernen“