„Islamist, aber kein Terrorist“

Der Auftritt des Bremer VS-Präsidenten Wilhelm sorgte beim BND-Untersuchungsausschuss für Verwunderung

Der Bremer Verfassungsschutz-Präsident Walter Wilhelm war gestern als Zeuge vor den BND-Untersuchungsausschuss geladen – zur Aufklärung hat sein Auftritt allerdings wenig beigetragen. Zwar waren die in Bremen gesammelten Erkenntnisse entscheidend für das Bild, das sich BND und Bundesamt für Verfassungsschutz von Kurnaz machen konnten, aber die Qualität dessen, was aus Bremen geliefert wurde, hat in Berlin im Ausschuss nur zu Kopfschütteln geführt.

Wilhelm bestätigte, dass der Name Kurnaz dem Verfassungsschutz 2001 unbekannt war. Gleichzeitig formulierte er: „Es gibt zumindest Anhaltspunkte dafür, dass er etwas anderes wollte als nur beten.“ Da ist die von einer „Quelle“ dem Verfassungsschutz zugetragene Information, Kurnaz habe aus Pakistan in Bremen angerufen um dem Vorbeter der Abu Bakr-Moschee zu erzählen, dass er sich den Taliban anschließen wolle. Wilhelm hatte diese Information, die erstmals am 20. 2. 2002 in Papieren auftauchen soll, im Dezember 2005 wiederholt, als es darum ging, Ausweisungstatbestände gegen Kurnaz zu sammeln. Das seien „Gerüchte“ und aufgeschnapptes „Gerede“, wertet der innenpolitische Sprecher der Bremer SPD, Hermann Kleen, diese „Erkenntnisse“. Der Bundestagsabgeordnete Christian Ströbele meinte nach der Anhörung von Wilhelm, das seien Weisheiten „vom Hörenhörensagen“. Dem Vorbeter wirft ansonsten nämlich niemand eine Nähe zu den Taliban vor. Warum sollte Kurnaz ihn angerufen haben? Und warum sollte der Vorbeter – unterstellt, Kurnaz habe ein derartiges Telefongespräch geführt – das anderen erzählen, so dass es einem V-Mann zu Ohren kommen konnte? Bei dem Verhör von BND und Verfassungsschutz in Guantanamo wurde dieses „Geständnis“ ihm offenbar nicht vorgehalten.

Walter Wilhelm vertrat in Berlin gleichzeitig die andere Version: Murat Kurnaz sei Islamist, aber kein Terrorist. kawe

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