Schöne Fallen der deutschen Sprache

betr.: „Lob des Fehlers“

Ach ja, die deutsche Sprache … Sie hat so viele schöne Fallen. Aber das macht den Umgang mit ihr ja gerade so spannend. Vor allem, wenn man – wie wir – tagtäglich damit zu tun hat. Da kann schon mal der eine oder andere Ausrutscher passieren. Im Fall Ihres Artikels kann es sich dabei natürlich nur um eine absichtlich eingebaute Kontrolle handeln. Ist schon klar, kleiner Scherz am Rande sozusagen. So nach dem Motto: Mal sehen, ob die Wahrheit-Seite aufmerksame LeserInnen hat. Sie hat.

Doch worum geht’s? In den vorderen Spalten Ihres Artikel „ellipst“ es nur so vor sich hin: „Die Kanzlerin ist im Urlaub und die Minister auch.“ „Das Eckige muss ins Runde und die Geldscheine ins Sparschwein“? Da dreht es sich tatsächlich schon mal ein bisschen im Ohr, wenn auch davon auszugehen ist, dass die „größere Hälfte“ der Deutschen gar nichts merkt. Aber zum Glück können wir germanistisch halbwegs Bewanderten ja über die kleinen Fehler lächeln, über die wir – aufgrund ihrer Häufigkeit – weder hinwegsehen noch -hören können.

Schlimmer sind da schon die „Sprachkärcher“ (geniale Wortschöpfung. Glückwunsch!), eine Gruppe von Vereinsdeutschen, die am liebsten jedes Fremdwort eliminieren möchte. Und dort an dieser Stelle kommt auch schon der „Testsatz“, ich zitiere mit Auslassungen: „Solche deutschtümelnden Vereine (…) tauchen zwar (…) immer wieder auf, aber zum Glück ist die Sprache nicht so tot wie sie (…).“ Nicht so tot wie sie, die Vereine, „ist“. Oh oh! Das, so haben wir oben gelernt, ist eine falsche Ellipse. Also ab damit in die gute alte Rubrik „Dünnes Eis“. WINFRIED HARSM, IMME FRAHM-HARMS

Oldenburg