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„Nicht gekuschelt, gejagt“

VERGANGENHEIT Archäologisches Museum Harburg reist mit Kindern in Stein- und andere Zeiten

Yvonne Krause

■ 47, Archäologin, ist seit drei Jahren Museumspädagogin am Archäologischen Museum – Helms Museum.

taz: Frau Krause, wieso sollen sich Kinder für Ihre Entdeckungsreise zu den Mammuten interessieren? Die sind doch längst ausgestorben.

Yvonne Krause: Wir haben festgestellt, das Mammute einen große Sympathiefaktor haben – ähnlich dem Dino-Effekt.

Woran liegt das?

An der Größe des Mammuts, seiner Behäbigkeit und dem wuscheligen Fell. Und an seiner sympathischen Ausstrahlung.

Dabei waren die echten Mammute nicht so sympathisch.

Nein, denn die Eiszeit-Menschen haben ja nicht mit ihnen gekuschelt, sondern sie gejagt.

Wie vermitteln Sie den Kindern, dass ihr Lieblingstier gejagt und getötet wird?

Als Notwendigkeit. Wenn wir ihnen sagen: Stellt euch vor, es ist kalt, ihr habt Hunger und da kommt eine Mammutherde, von der ihr Fleisch und ein wärmendes Fell bekommen könntet, sehen sie es ein. Sie sind dem Mammut ja auch nicht persönlich vorgestellt worden.

Aber blutet nicht Ihr Herz, wenn Sie so etwas erklären müssen?

Nein, denn wir sprechen ja hier von historischen Fakten. Dass wir uns heute anders ernähren können als die Menschen der Steinzeit, vermitteln wir den Kindern natürlich auch.

Und was tun die Kinder konkret in Ihrem einwöchigen Kurs?

Wir reisen jeden Tag in ein andere Zeit – von der Stein- über die Bronzezeit bis zu Römern, Wikingern, Rittern und Napoleon. Am heutigen Montag können die Kinder zum Beispiel Messerklingen aus Feuerstein herstellen. Das dürfen aber erst die Achtjährigen, weil das Kraft und Geschicklichkeit erfordert. Die Größeren lernen auch, wie man auf Steinzeitart Feuer macht.

Wie denn?

Mit Feuerstein, Pyrit und dem entzündlichen Zunderpilz, der an Bäumen wächst.

Und wer kein Feuer mag?

Der kann mit Erdfarben sein Lieblings-Eiszeittier an die Wand unserer nachgebauten Eiszeit-Höhle malen. Oder er bastelt ein Schwirrholz: Es besteht aus einem zugespitzten Holzstück, das an einer Schnur über dem Kopf geschwungen wird. Dabei entstehen schwirrende Geräusche.

Wozu waren die gut?

Vermutlich zur Kommunikation über weite Entfernungen. Oder zu kultischen Zwecken.INTERVIEW: PS

Ferienprogramm für Sechs- bis Zwölfjährige: heute bis Freitag, 9–14 Uhr, Archäologisches Museum Harburg, Museumsplatz 2. Anmeldung für einzelne Tage möglich unter ☎  428 13 10 oder info@museumsdienst-hamburg.de

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