kandidatenkür in hamburgs spd
: Die Heilkraft der Gebetsmühle

Nun ist sie doch noch zum Ritt auf der Rasierklinge geworden, die Kandidatenkür bei Hamburgs SozialdemokratInnen. Zunehmend gereizter wird die Stimmung, jetzt im Endspurt. Nach dem Votum der Basis morgen Abend aber wollen sie alle wieder 11.000 Freunde sein. Das kann ja heiter werden.

KOMMENTARVON SVEN-MICHAEL VEIT

Von Claqeuren und Intriganten wimmelt es auf beiden Seiten, Gerüchte und Indiskretionen werden gezielt gestreut, und mehr als einmal wurde im Publikum auf den Hearings sarkastisch der Einsatz einer blaubehelmten Friedenstruppe erwogen. Aber vielleicht muss das ja so sein in einer Partei, die eine sehr spezielle Interpretation von lebendiger Streitkultur entwickelt hat.

Offen jedoch ist nicht nur, wer die Mitgliederbefragung gewinnen wird. Und wie knapp oder wie deutlich. Offen ist vor allem, ob die Unterlegenen in der Lage sein werden, das Votum zu akzeptieren.

Allenthalben wird die Notwendigkeit beschworen, nach der internen Wahl gemeinsam und geschlossen in die Bürgerschaftswahl zu ziehen – so penetrant, dass es an Autosuggestion grenzt: Es ist die Hoffnung auf die heilende Kraft der Gebetsmühle.

Und selbstredend offen ist vor allem, ob SpitzenkandidatIn nebst Partei – und zusammen mit der GAL – eine Siegchance gegen die CDU des Ole von Beust haben werden. Die nächste Woche wird zeigen, ob sie die überhaupt verdient hätte.