Abwärtsspirale in Fischbek

VOLLEYBALL Ginge es bloß um sportlichen Erfolg, wäre VT Aurubis längst aus der Frauen-Bundesliga abgestiegen. Wohl und Wehe des Traditionsvereins aus dem Hamburger Süden hängen, klar, am Geld

„Zehn Kleinmillionäre, das wär’s“

HORST LÜDERS, PRÄSIDENT VON VT AURUBIS, ÜBER DIE FINANZIELLE ZUKUNFT DES VEREINS

Reichlich absurd: Da verliert eine Mannschaft in 20 Ligaspielen 20 Mal – und bleibt dennoch in der höchsten Spielklasse. Das ist in diesem Fall die Volleyball-Bundesliga der Frauen – und dieser bleibt das Team von VT Aurubis Hamburg erhalten, weil die Zweitligaklubs kein Interesse daran hatten, ein finanzielles Wagnis einzugehen.

Immerhin gleich die ersten sechs Teams der zweithöchsten Spielklasse stellten keinen Lizenzantrag. Der Siebtplatzierte wurde nicht mehr zugelassen – und so war Platz für die Hamburgerinnen. Aurubis bestand den Finanzcheck, dank des Namenssponsors, eines Kupferkonzerns, und, voilà, gab es die Lizenz zum Mitspielen seitens der Deutschen Volleyball Liga (DVL).

Sorgen müssen sie sich trotzdem machen im Traditionsklub aus dem südlichen Stadtteil Fischbek. Für die Profiabteilung geht es absehbar um die Existenz: Aurubis hat seinen kompletten Ausstieg zum Ende der übernächsten Saison bekannt gegeben. Vorstandschef Peter Willbrandt begründete dies mit einem „schwierigeren wirtschaftlichen Umfeld“ für den Konzern.

Schon vor einem Jahr hatte man das Engagement beim Volleyballklub reduziert – aus Ernüchterung darüber, dass die Meisterschaft immer mehr aus dem Blick geriet. Um 300.000 Euro wurde der Etat damals gedrückt, jetzt noch ein weiteres Mal um 60.000 Euro. Es bleiben geschätzte 450.000 Euro. Die Folge: Kosten mussten gedrückt werden, wieder mal. Aurubis entließ Trainer Helmut von Soosten, Nachfolger ist Dirk Sauermann, bisher Coach des zweiten Teams. Bis auf Nina Braack gingen auch alle Spielerinnen, auf sie folgten neue, für schmaleres Geld. Gestern erst konnte man die Rückkehr von Natalia Cukseeva bekanntgeben. Die Tochter der Volleyballerin Marina Cukseeva hatte von 2007 bis 2009 bereits für VT Aurubis gespielt. Zuletzt war sei beim Rivalen VfB 91 Suhl.

„Wir fangen total neu an und das ist auch gut so“, verteidigt Vereinspräsident Horst Lüders, 70, den radikalen Umbruch. „Das Team der vergangenen Saison hat total versagt. Schlechter kann es nicht werden.“ Dem Sponsor könne er keinen Vorwurf machen. Den sportlichen Werdegang seines Klubs vergleicht er mit jenem der Fußballer des Hamburger SV: „Titel haben beide in den vergangenen Jahren nicht geholt, stattdessen ging es abwärts.“ Beide Klubs hätten sich in der letzten Saison über einen Abstieg nicht beschweren können, sinniert Lüders – und seien doch „drin geblieben“.

Während aber der HSV auf die Millionen eines Mäzens setzen kann, gibt es für den bedeutendsten Volleyballklub der Stadt wenig Hoffnung, der Abwärtsspirale zu entkommen. „Leicht wird das sicher nicht“, sagt Lüders. Aber man suche ja nicht den einen „Super-Millionär, der dann im Verein das Sagen haben will. Zehn Kleinmillionäre, das wär’s. Wenn wir die fänden und wenn die jeweils 100.000 Euro in den Verein stecken würden, wäre alles bestens.“ Sonst ist in der CU-Arena in Hamburg-Neugraben in zwei Jahren Schluss mit Bundesliga-Volleyball.  GÖR