„Drogenfreiheit“ ist nicht in Sicht

Substituierte Drogenabhängige sollen schärfer kontrolliert werden. Wie, bleibt in einer Senatsantwort unklar

Die Leitlinien für Ärzte zur Methadon-Behandlung von Drogenabhängigen sollen überarbeitet werden. Das habe die Gesundheitssenatorin mit der Kassenärztlichen Vereinigung, der Ärztekammer und den Krankenkassen vereinbart, teilte der Senat jetzt auf eine Anfrage der SPD und CDU mit. Der „Forderung nach Drogenfreiheit“, wie sie Abgeordnete der CDU jüngst erhoben hatten, wird allerdings eine Absage erteilt. Die „schrittweise Wiederherstellung der Betäubungsmittelabstinenz“ müsse „als Prozess begriffen“ werden. Zwischenschritte wie „Stabilisierung des Gesundheitszustands“ und „Beigebrauchsfreiheit“ seien akzeptable Teilziele.

Bis zum „Frühjahr 2007“ sollten die neuen Leitlinien vorliegen, darin Vorschriften zum Umgang mit substitutierten Eltern und Schwangeren und mit PatientInnen, die neben Methadon andere Betäubungsmittel wie Heroin, Alkohol oder Beruhigungsmittel konsumieren (Beigebrauch). Was genau sich ändern soll, ließ die Senatsantwort offen. Günter Scherer vom Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung sagte, dass es – anders als die Senatsantwort nahe legt – keinen Anlass gebe, den Umgang mit Beigebrauch neu zu regeln. Wer gegen das Beigebrauchs-Verbot verstoße, würde aus der Substitutionsbehandlung ausgeschlossen, so Scherer. Gleichwohl bleibe es eine Ermessensentscheidung des Arztes, ob jemand für einen Zeitraum zusätzlich mit Beruhigungsmitteln behandelt wird und wie viel Beigebrauch geduldet werden kann. Auch andere Kontrollmöglichkeiten – bisher wird Urin auf Drogenrückstände überprüft – schloss er aus. Die fälschungssicheren Haarproben seien zu teuer. „Man wird diskutieren müssen, ob man Ausnahmen macht, wenn Kinder im Haus sind“, so Scherer.

Mit dem Datenschutzbeauftragten werde noch abgestimmt, ob und wie ein Datenaustausch zwischen der Substitutions-Kontrollkommission der Kassenärzte und dem Jugendamt möglich ist. „Falls wir feststellen, dass jemand substituiert wird und Kinder hat, könnten wir das dem Jugendamt mitteilen.“ Eine bessere Kommunikation wünsche er sich außerdem zwischen Substitutionsärzten und Sozialarbeitern der Drogenhilfe, sagte Scherer. Eiken Bruhn