Jörg Schmadtke, Neu-Geschäftsführer
: Starker vom Schreibtisch

■ 47, war Torwart bei Fortuna Düsseldorf, SC Freiburg, Bayer Leverkusen und – für ein paar Wochen – Borussia Mönchengladbach.  Foto: dpa

Das übliche Frage-und-Antwort-Spiel ist ihm ein Graus. „Ich habe keine Lust, tiefe Einblicke zu geben“, sagt Jörg Schmadtke. Nach dem 2:0 gegen die TSG Hoffenheim – dem 16. Sieg der Hannoveraner in dieser Saison – hätte der 47-jährige Sportdirektor von Hannover 96 allen Grund zum Jubeln gehabt. Aber es kam anders. Auf die Frage: „Was ändert sich, wenn es Hannover 96 tatsächlich bis in einen europäischen Wettbewerb schafft?“, antwortete er: „Wir werden ein bisschen mehr reisen.“

Schmadtke beteuert, er habe einfach keinen Bock auf das Rampenlicht und die Aufregung rund um den bezahlten Sport. In einer Saison, in der Hannover 96 alle Experten verblüfft, hat Schmadtke gut reden: Ein Erfolg jagt den nächsten. Jene Mannschaft, die der Sportdirektor als Sparkommissar ohne das Zahlen von hohen Ablösesummen zusammenstellen musste, will sich selbst von Bayern München in der Tabelle nicht mehr einholen lassen.

Der Großteil des öffentlichen Ruhms für den ungeahnten Höhenflug kommt 96-Trainer Mirko Slomka zugute – weil er in Hannover eben der Mann für Kameras und die großen Interviews ist. Schmadtke dagegen gibt unumwunden zu, dass er in der öffentlichen Wahrnehmung schroff und grummelig daherkommt. „Es gibt ein paar Mechanismen, denen ich mich zu entziehen versuche“, sagt der frühere Profitorhüter mit dem guten Händchen für das Sichten und Verpflichten von Spielern.

„Es klappt einfach“, sagt 96-Präsident Martin Kind, der Schmadtke zum Geschäftsführer befördert hat und ihn damit als wichtigsten leitenden Angestellten betrachtet – noch vor Trainer Slomka.

Der Heimsieg gegen Hoffenheim vor 47.200 euphorischen Zuschauern war ein Triumph für den Trainer. Als danach verkündet werden konnte, dass mit den Verteidigern Christian Schulz und Karim Haggui, Ersatztorhüter Markus Miller und Reservist Sofian Chahed die Verträge vorzeitig verlängert werden konnten, war es einer für Schmadtke: Den Kontrakt mit Haggui ließ der starke Mann vom Schreibtisch angeblich noch in der Umkleidekabine unterschreiben.

„Wir wollen hier eine Nachhaltigkeit und Stabilität hinbekommen“, meint Schmadtke. Sein bisher wichtigster Beitrag: Mit Didier Ya Konan und Mohammed Abdellaoue, die natürlich auch die Tore gegen Hoffenheim erzielten, spielen zwei Könner bei 96, die Schmadtke in Norwegen entdeckt hat.

An Tagen, an denen er gut gelaunt ist, entlockt man Schmadtke angesichts dieser Transfers sogar ein Stück Genugtuung. „Wer viel Geld ausgibt, hat nun einmal keine Garantie für Erfolg und Tore“, sagt er dann. Und wirkt mal sehr zufrieden.CHRISTIAN OTTO