Eine Stimme gegeben

Gelegentlichem Pathos zum Trotz: Colum McCanns Roman „Zoli“, empfohlen vom Buchladen Osterstraße

Zoli Novotna ist Roma, geboren vor dem Zweiten Weltkrieg in der Nähe von Bratislava. Die Familie wird bei einem Pogrom der slowakischen Hlinka-Gardisten ermordet und Zoli bleibt mit ihrem Großvater zurück, der ihr mit dem „Kapital“ von Karl Marx das Lesen beibringt.

Und damit beginnt Unglück und Glück der jungen Roma: Sie versucht einen Spagat zwischen ihrer Sippe, die streng an Traditionen und ihren Werten festhält, und der Außenwelt – der kommunistischen Partei –, die sich ihre Exotik zunutze machen und mit ihr die Integration der Roma vorantreiben möchte. Zoli wird zwischen den Blöcken zerrieben, die Sippe verstößt sie, die Partei kann sie nicht auffangen und so flieht sie als junge Frau nach Italien.

Der Ire Colum McCann erzählt in seinem Roman die Biografie einer beeindruckenden Frau, die es schwer hat, in den Wirren der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts ihren eigenen Weg zu gehen. Er gibt ihr die Stimme, die sie selbst nicht mehr hat. Gleichzeitig macht er die Verfolgung und Vernichtung von Sinti und Roma zu einem Romanthema, was umstritten sein mag.

McCann hat sich dem behutsam genähert, hat recherchiert und zeigt großen Respekt vor der ungewöhnlichen Lebensweise der Roma, ohne sie zu beschönigen oder zu idealisieren. Dass er Hin und Wieder ins Pathetische abzugleiten droht, sei ihm verziehen.

Colum McCann, Zoli. Rowohlt Verlag Reinbek, 2007, 383 Seiten, 19,90 Euro