Maidan in Kiew geräumt. Schwere Kämpfe um Donezk

UKRAINE Bürgermeister Klitschko legt selbst Hand an. Rebellen im Osten bieten Waffenstillstand an

KIEW dpa/afp/taz | Knapp sechs Monate nach dem Sturz des damaligen ukrainischen Präsidenten Wiktor Janukowitsch sind die Protestlager auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew fast vollständig geräumt worden. Hunderte Bürger der ukrainischen Hauptstadt beteiligten sich am Samstag an den Aufräumarbeiten auf dem Maidan, unter ihnen der neue Bürgermeister der Stadt, Boxweltmeister Vitali Klitschko. „Über Monate haben wir diese Barrikaden errichtet, aber nun ist es Zeit, sie abzureißen“, sagte Klitschko, der mit den letzten Besetzern über ihren Rückzug verhandelte.

Der Unabhängigkeitsplatz war Ende November von verschiedenen politischen Kräften aus Protest gegen Janukowitschs Entscheidung besetzt worden, ein Assoziierungsabkommen mit der EU doch nicht zu unterzeichnen. Bei den teils gewaltsamen Protesten waren auf dem Maidan rund hundert Menschen getötet worden. Die meisten Demonstranten zogen sich nach dem Sturz des Präsidenten im Februar von dem Platz zurück.

Trotz eines Angebots der Rebellen zu einem Waffenstillstand haben die ukrainischen Streitkräfte ihre Angriffe auf die östliche Rebellenhochburg Donezk am Sonntag intensiviert. Durch den Artilleriebeschuss wurde nach Angaben der Stadtverwaltung auch ein Krankenhaus teilweise zerstört.

Der neue „Regierungschef“ der selbstproklamierten Volksrepublik Donezk, Alexander Sacharschenko, hatte am Samstag eine Feuerpause angeboten. „Wir sind zu einem Waffenstillstand bereit, um die humanitäre Katastrophe abzuwenden“, erklärte er auf der Rebellen-Webseite. Sollte die Armee aber einmarschieren, werde „ein Kampf um jede Straße, jedes Haus und jeden Meter unseres Lands geführt“ und Donezk zu einem neuen „Stalingrad“.

Mehrere Friedensnobelpreisträger haben zu einem Ende der Gewalt in der Ukraine aufgerufen. Der Dalai Lama erklärte: „Gewalt zerstört das Vertrauen, das für einen Dialog notwendig ist. Und einen Konflikt kann man nur durch Dialog und Übereinkommen lösen.“ Der frühere Erzbischof von Kapstadt, Desmond Tutu, betonte: „Die Welt kann keinen zweiten Kalten Krieg gebrauchen.“ Der frühere polnische Präsident Lech Walesa mahnte ein entschiedenes und besonnenes Handeln des Westens an.