der wochenendkrimi
: Bienzle und der würdige Abgang

Ein Stückle Fernsehgeschichte geht zu Ende. Mit dem Abschied des Stuttgarter Ermittlers Bienzle (Dietz-Werner Steck) läuft heute Abend auch der letzte „Tatort“ in Mundart aus. Wie oft haben wir im Norden darauf gewartet, dass der Schwabe endlich mal verbal in Wallung gerät. Meist hat er dann nur eine Flasche aufgemacht. Seine letzte Untersuchung setzt dem Kommissar, dessen Darsteller sich immer gerne in der Tradition des sanften Ironikers Columbo sah, nun dermaßen zu, dass er glatt vergisst, seinen Wein auszutrinken.

„Bienzle und sein schwerster Fall“ (Buch: Felix Huby, Regie: Hartmut Griesmayr) ist der jüngste von ungefähr einem Dutzend Fernsehkrimis, die sich über die letzten zwei Jahre mehr oder weniger vage am Fall Daschner und der daraus resultierenden Folterdebatte orientierten. Es ist ein Film, der keine einfachen Antworten gibt; schon dafür muss man ihn loben.

Eine Elfjährige hat man vergewaltigt und ermordet im Wald aufgefunden, kurz darauf wird ein weiteres Mädchen entführt – offensichtlich vom selben Täter. Für viele von Bienzles Kollegen scheint der Fall schon klar: Der junge, vorbestrafte Kai Anschütz (Tobias Schenke), der auch schon bei einem länger zurückliegenden, bislang ungelösten Fall im Verdacht stand, ist der Schuldige. Doch Bienzle reichen die Verdachtsmomente nicht aus. Als dann DNS-Spuren Anschütz doch als Täter nahe legen, gerät der Ermittler in einen schweren Gewissenskonflikt.

Wer aber nun gedacht hat, Bienzle würde hier, wie sich das über die letzten Folgen andeutete, endlich seine Langzeitlebensgefährtin Hannelore heiraten, sieht sich getäuscht. So aufgewühlt hat man den schwäbischen Phlegmatiker noch nie gesehen, die Liebe muss warten. Ein kurzer schmerzvoller Abgang. Das hat Würde. CHRISTIAN BUSS

„Tatort – Bienzle und sein schwerster Fall“. So., 20.15 Uhr, ARD