WAS DEN FLUGZEUGBAUER AiRBUS RETTET, SCHADET DEM KLIMA
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Das passt nicht zusammen. Erst vorgestern wollte man noch das Klima retten. Schließlich gehen nicht nur Inseln in der Südsee unter, so heißt es, sondern auch Stadtteile von Hamburg, wenn wir nicht bis 2020 möglichst viele Abgase vermeiden. Gestern dagegen sollten die deutschen Arbeitsplätze des europäischen Flugzeugkonzerns Airbus gerettet werden. Wegen Produktionsproblemen beim Riesen-Airbus A 380 will der Konzern nämlich auch in Deutschland die Kosten drücken und Fabriken verkaufen.

Also erwartete ganz Deutschland von Kanzlerin Angela Merkel, dass sie sich beim Gespräch mit Frankreichs Präsidenten Jacques Chirac für die vier deutschen Airbus-Werke einsetzte. Denn noch gibt es keinen endgültigen Kompromiss über die Verteilung der Einsparungen.

Absehbar ist, dass Deutschland als drittgrößte Wirtschaftsnation der Erde einen relevanten Anteil an Airbus beanspruchen und behalten wird. Und das gegen jede ökologische Vernunft. Ist es sinnvoll, Millionen Menschen um den Globus zu jetten? Zum Preis eines T-Shirts? In Megamaschinen, die, bevor sie selbst starten, schon einige tausend Flugkilometer hinter sich haben, weil man ihre Teile mit gigantischen Frachtmaschinen zwischen den europäischen Airbus-Werken hin- und herfliegt? Es ist ein Irrsinn und derzeit doch normal. Denn es bringt Geld. Und Fliegen bedeutet Fortschritt.

Hinzu kommt: In einer aktuellen Umfrage plädieren 83,5 Prozent der Befragten für Klimaschutz. 87 Prozent derselben Menschen sind aber gegen höhere Spritpreise – eine Haltung, die die Aussichten von Airbus durchaus verbessert. Solange es dabei bleibt, wird es nicht gelingen, den Klimawandel zu stoppen. Man kann ihn höchstens verlangsamen. Doch in jedem Fall werden sich unsere Kinder mit seinen ungemütlichen Folgen auseinandersetzen müssen. Ökologie und Ökonomie sind schwer zu versöhnen. Wenn sie Zeit für einen Termin finden, sollten die Airbus-Verhandlerin Merkel und die Klimapolitikerin Merkel darüber bald einmal reden. HANNES KOCH