„Zu heißes Pflaster“

Der taz-Autor Peter Köhler nimmt kein Wort seiner Satire zurück, die zu einer deutsch-polnischen Krise geführt hatte

taz: Herr Köhler, fühlen Sie sich als Satiriker geehrt, mit Ihrer Satire eine Krise in den deutsch-polnischen Beziehungen verursacht zu haben?

Peter Köhler: Eine Krise in den Beziehungen ist doch erfreulich. Es gab zwischen Deutschland und Polen Zeiten, da waren die Beziehungen selbst die Krise. Und was mich betrifft: Der große Kurt Tucholsky hatte sich einst beklagt, er habe Erfolg, aber keine Wirkung – und er hat im Lauf seines Arbeitslebens immerhin 3.200 Texte geschrieben! Dass es mir mit einem einzigen Text gelungen ist, den Meister zu übertreffen und Erfolg und Wirkung zu haben, ist schon schön.

Sie nehmen von Ihrem „taz“-Text nichts zurück, oder?

Nein. Er enthielt nichts als die reine Wahrheit. Wenn sich mir die Gelegenheit böte, würde ich eher noch was dazugeben. Dazugeben ist seliger denn zurücknehmen.

Waren Sie zwischenzeitlich in Polen?

Nein.

War Ihnen etwa das Pflaster dort zu heiß?

Nun, ich habe zwar eine Pollenallergie, aber keine Polenallergie und war schon oft in Polen. Solange aber die Warschauer Staatsanwaltschaft gegen mich wegen Beleidigung des Staatspräsidenten ermittelt – offenbar gelten polnische Gesetze neuerdings auch in Deutschland –, ist mir das Pflaster in der Tat zu heiß. Bzw. die Kartoffeln.

Eine Zeitlang gehörten Sie – nach Erika Steinbach – zu den bekanntesten Deutschen in Polen. Ein komisches Gefühl?

Zum einen: Ich bin lieber in Polen berühmt als in Deutschland unbekannt. Zum anderen: Man hat bisher zu wenig beachtet, dass auch Erika Steinbach eine Komikerin ist. Eine Vertriebenenpräsidenten, die überhaupt keine Vertriebene ist, sondern nur die 1943 geborene Tochter eines – ausgerechnet in Polen stationierten! – Wehrmachtssoldaten. Ihr Vater stammt aus Hanau in Hessen, ihre Mutter aus Bremen. Eine lustige Vertriebene!

Nun kommt der polnische Staatspräsident Lech Kaczyński wieder nach Deutschland. Freuen Sie sich auf den Besuch?

Käme er nach Göttingen, könnte ich ihn zu einem Essen ins „Kartoffelhaus“ einladen. Da würde er merken, dass Kartoffeln etwas sehr Gutes sein können.

Angeblich haben die Kaczyński-Brüder in Polen jetzt den Spitznamen „die Kartoffeln“. Hätten Sie sich eine solche Wirkung einer Ihrer Texte je träumen lassen?

Ich träume vor allem davon, Nachfolger zu finden, die weitere Politiker mit bleibenden Spitznamen versehen. INTERVIEW: GES