Ein Jahrhundert Naturschutz

Zum 100. Geburtstag bekommt der NABU Hamburg vom Senat eine Wiese geschenkt und bedankt sich höflich. BUND kritisiert Klimaschutz in Hamburgs Unternehmen

Rolf Bonkwald ist ein höflicher Mann: „Vielen Dank, Herr Senator. Ich hoffe für die Zukunft auf eine bessere Zusammenarbeit als in der Vergangenheit.“ Mit eher dürren Worten bedankt sich der Vorsitzende des Naturschutzbundes (NABU) Hamburg bei Umweltsenator Axel Gedaschko (CDU) für das Geschenk der Stadt zum 100. Geburtstag des ältesten und größten Naturschutzvereins der Hansestadt.

57.000 Quadratmeter im Naturschutzgebiet Kirchwerder Wiesen hat Gedaschko gestern beim Festakt in der Handwerkskammer symbolisch überreicht. Es war das zweite Mal, dass er Applaus erhielt von den etwa 300 Gästen. Denn das Verhältnis zwischen Hamburgs Umweltschützer und dem CDU-Senat ist unvermindert angespannt.

Bereits seit 24 Jahren hat der NABU das Grundstück von der Stadt gepachtet und zu einem hochwertigen Biotop für seltenen Tiere und Pflanzen gemacht. Jetzt gehört ihm die Fläche, und Bonkwald versichert, im Einsatz „für Biotop- und Artenschutz und gegen den Flächenfraß“ der wachsenden Stadt nicht innezuhalten.

17.000 Mitglieder hat der 1907 gegründete NABU in Hamburg, 16 Stadtteilgruppen betreuen ehrenamtlich rund 60 Ökotope, darunter mehr als die Hälfte der Hamburger Naturschutzgebiete. „Ohne ihre Arbeit“, räumte Gedaschko den umweltpolitischen Nachholbedarf des Senats ein, „fände eine kompetente und konsequente Bewahrung dieser Gebiete nicht statt.“ Dafür erhielt er zum ersten Mal Beifall.

Einen Nachholbedarf der Hamburger Wirtschaft beim Klimaschutz mahnte gestern auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) an. 76 Unternehmen hat er zu Energieverbrauch, Fuhrpark und anderen Themen befragt, lediglich elf antworteten. 58 Firmen, darunter die Haspa und der Springer-Verlag, hätten „trotz mehrmaliger Nachfrage gar nicht reagiert“, kritisiert BUND-Chef Manfred Braasch.

Vier Firmen gaben an, für Dienstfahrten auf Mietwagen oder Car-Sharing zurückzugreifen, die HypoVereinsbank erklärte, „völlige Klimaneutralität anzustreben“. So fiel es der Dresdner Bank in der Hansestadt leicht, den Spitzenplatz im Klimaranking zu belegen – sie bezieht Ökostrom. Die BUND-Note: Befriedigend. Sven-Michael Veit