J. D. Washington, Footballer und Hollywood-Sohn
: Im Namen des Vaters

Für den Sportfan ist Hamburg ein völlig überfülltes „All you can eat“-Buffet: Fußball mit Bier und Wurst, Pommes Hens beim Handball und Puckeis direkt aus dem Freezer. Nun versuchen die Hamburg Sea Devils seit zwei Jahren dort eine neue Köstlichkeit zu etablieren: American Football. Bisher vergeblich. Zu wenig können die Hanseaten mit dem Eierlauf der Kleiderschränke anfangen.

Doch jetzt, so scheint es, haben die amerikanischen Fußballer im Kampf um den Fan endlich ein Ass in den Leggings. Denn für die neue Saison haben sie bei der präsaisonalen Spielerlotterie der NFL-Europe, Drafting genannt, ein echtes Glückslos gezogen: John David Washington, 22 Jahre alter Runningback aus St. Louis und Sohn des Oscarpreisträgers Denzel Washington. Bei den Seeteufeln wird dementsprechend gefeiert. Denn „John ist ein viel versprechender junger Spieler“, sagt zumindest die Sea Devils-Geschäftsführerin Kathrin Platz. Das ist aber nur die halbe Wahrheit.

Viel wichtiger als das footballerische Talent des Sohnes könnte dann doch der Stadionbesuch seines Weltstar-Papis sein. Durch den Hollywoodstar im Publikum könnte ein wenig Super-Bowl-Flair auf die NFL Europe abfärben. Die verkommt schließlich immer mehr zur Sommerfrische für unterbeschäftigte Ergänzungsspieler aus der amerikanischen Mutterliga.

Selbst Washington junior gehörte als Runningback in der letzten NFL Saison nur zum erweiterten Kader der St. Louis Rams. Und doch hat John David früh bewiesen, dass er durchaus mehr zu bieten hat, als nur den großen Namen. An seinem College in Kalifornien hält er bis heute fast alle Pass-, Wurf- und Fangrekorde. Mit neun Jahren durfte er in dem Film „Malcolm X“ sogar einmal an der Seite seines Vaters spielen. Es war eine kleine Rolle. Eigentlich war er sogar nur Statist. Dieses Schicksal könnte ihm auch in Hamburg drohen. Der Star ist der Vater.Lucas Vogelsang