Biedermeieridyll der Unionsmänner

betr.: „Die Familiendebatte der Union bringt Frauen gegen Frauen auf. ‚Rabenmütter‘ im Clinch“, Kommentar von Barbara Dribbusch, taz vom 20. 2. 07

Krippenzwang mit Arbeitsauflage zum Hartz-IV-Tarif und nachts dann Windeln wechseln, das finde ich ehrlich gesagt nicht einladend. Gegen solche Albträume helfen nur Verhütungsmittel. Das Biedermeieridyll der Unionsmänner hilft uns freilich auch nicht weiter, wenn die Lebenssituation in der Realität sich anders entwickelt hat.

Was aber fast niemand merkt, ist, dass auch die Sozialdemokratie und Freunde mit einem anachronistischen Frauenklischee aufwarten, das es nicht mehr gibt: Die Fabrikarbeiterin, die im Morgengrauen den Kinderwagen in die Krippe schiebt und, wenn auch schlecht gelaunt, Erwerbsarbeit und Haushalt durchzieht, koste es auch die Entwicklungschancen der nächsten Generation. Berufsmutter oder berufstätige Mutter ist da nicht die Frage, da beide Modelle von einer 24-Stunden-Verfügbarkeit der Mutter ausgehen.

Wie beim Elterngeld, das sich für die Armutsschicht als Sozialabbau herausstellt, wird uns die Regierung auch die Krippenplätze als Mogelpackung ohne Wahlfreiheit andrehen. Eine Besserstellung von Eltern ist also nicht in Sicht. Und für Mehrkindfamilien hat sowieso keine Partei eine gangbare Lösung. Deshalb wird das alles niemanden motivieren, mehr Kinder als bisher zu bekommen.

IRENE RIEDL, Fürth