Ugandas Friedensprozess gescheitert

Die brutale Rebellenarmee LRA steigt aus den ohnehin stockenden Verhandlungen mit Ugandas Regierung über ein Ende des Krieges im Norden des Landes aus. Mittlerweile ist die LRA auf Sudan, Kongo und die Zentralafrikanische Republik verstreut

VON DOMINIC JOHNSON

Die Chancen auf ein Ende des brutalen Krieges im Norden Ugandas stehen wieder am Nullpunkt. Die nordugandische Rebellenbewegung LRA (Widerstandsarmee des Herrn), die wegen ihrer Praxis der Kindesentführung berüchtigt ist und deren Führer vom Internationalen Strafgerichtshof mit Haftbefehl gesucht werden, kündigte am Freitag an, die geltende Waffenstillstandsvereinbarung mit der Regierung nicht zu verlängern. Diese läuft am Mittwoch aus.

„Die Waffenstillstandsvereinbarung ist eine hoffnungslose Vereinbarung“, erklärte LRA-Vizechef Vincent Otti per Telefon gegenüber AFP. „Die ugandische Regierung hält sie nicht ein und wir sehen keinen Grund, warum es sie geben sollte. Wir erneuern sie nicht. Von jetzt an werden wir uns verteidigen.“

Ugandas Armeesprecher Felix Kulaigye hatte zuvor gesagt, eine Verlängerung des sechs Monate alten Waffenstillstands sei möglich, wenn die LRA eine entsprechende Vereinbarung in der südsudanesischen Hauptstadt Juba unterzeichne. Dort hatten Regierung und Rebellen im August den ursprünglichen Waffenstillstand ausgehandelt, der große Hoffnungen auf das Ende eines der brutalsten Kriege der Welt gemacht hatte. Die LRA hatte darin vereinbart, ihre Kämpfer in zwei designierte Auffanglager im Südsudan zu schicken, während richtige Friedensverhandlungen stattfinden sollten. Doch die LRA-Führung selbst blieb in ihren Basen im Garamba-Nationalpark im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo nahe der sudanesischen Grenze versteckt, und im Januar verlangte sie eine Verlegung der Verhandlungen. Juba ist die Hauptstadt der mit Uganda verbündeten Autonomieregierung Südsudans; die LRA wurde jahrelang von Sudans Regierung aufgerüstet.

LRA-Sprecher Godfrey Ayoo, ein ehemaliger ugandischer Exilant in Deutschland, erklärte letzten Donnerstag, seine Kämpfer hätten die beiden südsudanesischen Auffanglager Ri-Kwangba und Owiny-Ki-Bul wieder verlassen. Die Kämpfer in Ri-Kwangba „sind zurück im Kongo“, sagte er; die in Owiny-Ki-Bul „haben sich im Südsudan verstreut“.

Ugandische und südsudanesische Behörden haben zudem gemeldet, dass ein Teil der LRA-Kämpfer unter Führung Vincent Ottis aus dem sudanesisch-kongolesischen Grenzgebiet in Richtung Zentralafrikanische Republik gezogen ist. Die Zentralafrikanische Republik hat reiche Diamantenvorkommen, und einige Milizen dort, die mutmaßlich von Sudan unterstützt werden, verwenden dieselbe Kriegstaktik der massenhaften Entführung jugendlicher Zivilisten wie die LRA im Norden Ugandas. Die LRA hat eine Ausdehnung Richtung Zentralafrikanische Republik dementiert.

Ob es nun zu neuen Kämpfen in Uganda selbst kommt, ist unklar. Im Norden Ugandas hat sich die Lage zuletzt beruhigt. Hilfswerke warnen jedoch vor neuen Bedrohungen für die Zivilbevölkerung der Region bei einem Ende des Friedensprozesses. Der Krieg in Norduganda hatte bis zu 1,7 Millionen Menschen in die Flucht getrieben.