Antifa heißt zuhören

1. MAI Linke Initiativen mobilisieren mit einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm

„Überleben verpflichtet“

Mirjam Ohringer, Widerstandskämpferin

Dass sie den Terror der Nazis in den besetzen Niederlanden überlebte, ist für Mirjam Ohringer bis heute „eine Verpflichtung, politisch aktiv zu bleiben“. Morgen führt diese Verpflichtung die 86-jährige Jüdin aus Amsterdam ins Lagerhaus. Dort wird sie erzählen, wie sie als Jugendliche im Untergrund gegen den Faschismus kämpfte und nur knapp dem Tod entkam.

Der Abend mit Mirjam Ohringer ist eine von 36 Veranstaltungen, mit denen das antifaschistische „Keinen Meter“-Bündnis den „Wahlkampf kritisch begleiten“ und für die Demos gegen die NPD am 1. Mai mobilisieren will.

Nun ist das gedruckte Programmheft erschienen, und es ist überaus beachtlich geraten: Mit Vorträgen zu Themen wie Frauen in der Naziszene oder „völkischem Antikapitalismus“, Exkursionen zu Gedenkstätten, einem Seminar zu Faschismustheorien oder kritischen Referaten zur Arbeit des Verfassungsschutzes versuchen die Organisatioren, die Auseinandersetzung mit der NPD auch theoretisch voranzutreiben. Neben Antifa-Gruppen hat sich auch die Rosa-Luxemburg-Initiative maßgeblich eingebracht.

„Natürlich wollen wir den Aufmarsch verhindern“, sagt ein Vertreter des Bündnisses. „Aber wir haben auch theoretische Analysen. Und die nur an diesem einen Tag zu vermitteln, das ist schwierig.“

Während des Wahlkampfs wolle man vor allem das Thema der sozialen Ausgrenzung auf die Tagesordnung setzen. „Es gibt gesellschaftliche Gruppen, auf deren Rücken soziale Widersprüche ausgetragen werden. Ansätze dazu finden sich in allen bürgerlichen Parteien.“ Allerdings wolle dabei man auf keinen Fall Parallelen zur NPD ziehen.

Über deren stockenden Wahlkampf sind die Antifas erstaunt. „Wir haben schon befürchtet, dass da noch mehr kommt. Aber bis zur Wahl sind es ja noch ein paar Wochen.“ CHRISTIAN JAKOB

www.keinen-meter.org