MUNTER RAUF UND RUNTER: EIN KNETGUMMIBÄRCHEN FÜR GERNHARDT

Auf dem Robert-Gernhardt-Platz in Göttingen wurde jüngst, in sprechender Abwesenheit der städtischen Vertreter, ein fußballgroßes, bronzefarbenes Kragenbärchen neben der Sparkasse enthüllt – als Testlauf für ein bleibendes Monument. Das Kunstwerk des Kasseler Bildhauers Siegfried Böttcher zitiert eine berühmt-bereimte Bildergeschichte des Dichters und Zeichners Gernhardt, der in Göttingen aufwuchs. Obwohl die Skulptur dessen Hohelied auf unbeschwerte Selbstbefriedigung eher verhalten singt, zeigt sich die Stadt unzufrieden. Für wahre Kunst fehle dem Werk tiefere Bedeutung, die onanistische Pointe wiederum werde „geschlechtsspezifisch“, vulgo: von Männern, goutiert. Das will jedenfalls Kulturdezernentin Dagmar Schlapeit-Beck (SPD) herausgefunden haben. Enthüllungsinspirator W. P. Fahrenberg, Juror in der Auswahl-Jury zur alljährlichen Verleihung des „Göttinger Elchs“ und Organisator so mancher Ausstellung im Umfeld der Neuen Frankfurter Schule, blieb derweilen munter: Er zog für die vielen Fernsehkameras die Skulpturverkleidung unablässig rauf und runter.