LESERINNENBRIEFE :
Liebevolle Nachbarstädte
■ betr.: „Zweite Liga: Lieber schöner leiden“, taz vom 9. 8. 14
Von Hass zwischen Nürnberg und Fürth kann nicht im Geringsten die Rede sein. Der Autor hat keine Ahnung, wie die Menschen fürsorglich nachbarschaftlich miteinander umgehen. Hier gibt es die größte Arbeitslosigkeit in ganz Bayern. Trotzdem ist dieses Derby ein kurzfristiger Aufreger, welches unsere beiden liebevollen Nachbarstädte weiterhin verbindet. MARTIN WERFT, Nürnberg
Wo sind die Klitoriskritzeleien?
■ betr.: „Von Homos lernen“, sonntaz vom 9./10. 8. 14
Hat sich Martin Reichert wohl sehr bemühen müssen, um Frauen beziehungsweise Lesben in seinem Text zum Lernpotenzial von Heteros nicht ganz unberücksichtigt zu lassen? Es bleibt jedenfalls bei einer beschämend marginalen Thematisierung. Eindrücklichste Beispiele sind die Titelseite (Homos = Schwule, sowohl auf der visuellen Repräsentation als auch im Text) und die Illustrationen auf den Seiten 20 und 21: Schwanzkritzeleien kennen wir doch wirklich zu Genüge, wann fängt mal jemand mit Klitoriskritzeleien an?
Lieber Martin Reichert, liebe taz, nennt so einen Schwerpunkt doch das nächste Mal ehrlicherweise „Was Heteros (hauptsächlich Männer) von Schwulen lernen können“.
Ein anderer Aspekt: Offensive Sexualisierung der Interaktion zwischen Menschen ist toll! Wenn sie konsensual ist. Alles andere ist Belästigung. Martin Reichert mag sich als schwuler Mann vielleicht mehr sexuelle Aufmerksamkeit wünschen. Ich hingegen erfahre genug unerwünschte Aufmerksamkeit, und die gilt immer noch weitgehend als legitim (siehe Brüderle-Debatte).
Den Begriff „Belästigung“ zur Bezeichnung einer konsensuellen Konstellation zu nutzen, wie Reichert es im Abschnitt „Objekt sein ist prima“ tut („Sexuelle Belästigung – der unverhohlene Flirt, das Angraben und Anbaggern – wird hier, in Abgrenzung zu tatsächlicher sexueller Gewalt – schlicht und einfach geschätzt und genossen.“), empfinde ich deshalb als ausgesprochen unproduktiv und ignorant. Wie soll und kann ich dann noch verständlich machen, was ich erfahren muss? Und nein: Die alltäglichen Übergriffe werde ich nicht als sexuelle Gewalt bezeichnen, wie Martin Reichert es vorschlägt.
Denn dann drängt sich in diese Bezeichnung alles: von verbalen Nervereien bis zur Vergewaltigung. Dass das nicht alles dasselbe ist, sollte klar sein. JONA MILLER, Berlin
Geschützte Räume sind wichtig
■ betr.: „Kein Protest. Eine Frage des Anstands“, taz vom 29. 7. 14
Sehr geehrter Herr Kraushaar, ich bin gut 25 Jahre jünger als Sie und eine Frau. Ich bin homosexuell und habe im letzten Jahr gelernt, dass ich lieber sagen sollte, ich bin lesbisch. Homosexuell sei ein Kunstwort, lesbisch und schwul die Wörter, die der Emanzipation dienen, da sie eher (heterosexuelle) Menschen aufschrecken lassen. Sie haben mir einen weiteren Nachteil gezeigt: Man kann einfach über Homosexuelle schreiben, auch wenn man eigentlich Schwule meint. Mit dem „Karneval“, meinen sie sicherlich nicht zahlreiche Dragkings, und „Rotzschwul“ scheint mir auch keine Initiative der Lesbenbewegung – schade, dass sie nur das Magazin Männer zitieren und nicht auch zum Beispiel l.mag oder das Missy Magazine.
Geschlecht und Alter sind nur zwei Faktoren, bei denen wir beide uns unterscheiden, vermutlich gibt es noch viele andere. Im akademischen Milieu benennt man diese Tatsache mit dem Wort „Heterogenität“. In heterogenen Gruppen ist es schwer, eine gemeinsame Meinung zu Dingen zu finden, denn jede hat ganz persönliche Dinge, die ihr wichtig sind. Viele davon präsentieren sich auf den CSDs. Neben „Stop Homophobia“ mit einer beeindruckenden Choreografie waren in Hamburg auch andere Gruppen vertreten: Amnesty International, schwule Lehrer, Schulaufklärungsprojekte, Regenbogenfamilien und genderqueere Menschen.
Ich kenne die Diskussionen über die Party CSDs, selbst haben wir im Freundeskreis einige geführt. Doch ich empfinde den CSD jedes Jahr als großartigen geschützten Raum, in dem ich durch Hamburg laufen kann. Ich genieße es, an einem Tag im Jahr nicht mit meinen Arbeitskollegen darüber zu diskutieren, warum ich rosa oder blaue Babykleidung schrecklich finde, oder meiner Familie zu erklären, dass es keine Homo-Ehe gibt (ein schrecklicher Begriff, den die Medien erfunden haben und den leider auch die taz gebraucht) und dass meine Frau und ich nicht vollständig gleichgestellt sind.
Geschützte Räume sind wichtig, je mehr es gibt und je größer sie sind, desto besser. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern. Dieses Jahr hatten wir wieder Besuch von jungen schwulen und lesbischen Menschen aus Sankt Petersburg, sie berichteten von ihrer Situation. Ein Junge weinte letztes Jahr, als er die Parade sah. Er konnte sich das erste Mal in seinem Leben so bewegen, wie er wollte. Ich glaube, dass solche Momente nicht dazu beitragen, unsere Rolle als Opfer zu zementieren, sondern dass die Diskussion genau dazu führt, sich der eigenen Situation bewusst zu werden und bei aller Relativierung, genau zu wissen, wofür es sich zu kämpfen lohnt. ANNE ARNEMANN, Hamburg
Weg mit dem Datenschutz!
■ betr.: „Google verteidigt Scannen der Mails“, taz vom 6. 8. 14
„Ist es in Ordnung, dass Google E-Mail-Konten durchforstet auf der Suche nach kriminellen Inhalten?“ Natürlich ist das vollkommen richtig!!! Die Deutschen immer mit ihrem „Datenschutz“!!!??? Kommen sich wichtig vor!! Auf Facebook erzählen sie sich alles, jeden Blödsinn!!! WERNER MEIER, Herford
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