Das Geschäft mit dem Holz

Forstfirmen bekommen kein Geld für die im Altonaer Volkspark gerodeten Bäume, sondern dürfen diese verwerten. Das zersäge jede Nachhaltigkeit, sagt der NABU. Das Bezirksamt weiß von nichts

VON MART-JAN KNOCHE

Es war der Akt einer Verzweiflung, die in diesen Wochen ihren Höhepunkt erreichte. Vor den hölzernen Türen des gefüllten Kollegiensaals im Altonaer Rathaus beharrten vergangene Woche etwa 25 Mitglieder vom „Bündnis für den Erhalt des Volksparks“ auf Einlass – und auf das Gehör der tagenden Bezirkspolitiker. „Hier und jetzt wollen wir die Bezirksversammlung zu Rede stellen. Die Zerstörung des Parks nehmen wir nicht länger hin!“, riefen sie.

Die Protestler forderten „unsachgemäße, rücksichtslose Abholzungen von Bäumen und Sträuchern“ sofort einzustellen. Unwillig, aber demonstrativ erheitert, verließen die Fraktionen den Plenarsaal.

Die Demonstration war die Reaktion auf intensive Forstarbeiten, die vom Gartenbauamt Altona aktuell im denkmalgeschützten Teil des bewaldeten Volksparks durchgeführt werden.

Der Naturschutzbund (NABU) in Hamburg unterstützt die Bürgerinitiative und spricht von einem „regelrechten Kahlschlag, der nun schon im dritten Winter in Folge“ stattfinde. Der Bezirk Altona vergebe „Rodungsaufträge an Firmen, die kein Geld bekommen, sondern die abgeholzten Bäume verwerten dürfen,“ sagt NABU-Experte Werner Smolnik der taz.

Seit 1986 betreut er als Projektleiter des Altonaer NABU-Verbandes zwei Habitatsruhezonen für Tiere im Volkspark. Als „nicht im Sinne des bestehenden Parkpflegekonzepts“ bezeichnet Smolnik das Vorgehen der Bezirksbehörden. „Vorgesehen ist eine Reduzierung des Fichtenbestandes zugunsten einheimischer Eichen und Buchen.“ Jedoch entferne man jetzt gerade diese Laubbäume in großer Zahl. Deren Holz erziele für die Forstfirmen weitaus höhere Gewinnmargen.

„Nachdem wir uns einige Male beschwerten, änderte sich die Taktik umgehend: Um jede Nachvollziehbarkeit zu verhindern, werden nun auch die Baumstümpfe aus der Erde gehoben.“ Zudem seien derart schwere Fahrzeuge im Einsatz, dass der Waldboden durch übermäßige Verdichtung stark geschädigt werde.

Die Beurteilung der Forstarbeiten durch den NABU steht den Ansichten des Bezirksamtes Altona entgegen. Mängel bei der Kontrolle seien nicht vorhanden, sagt Werner Preuß, Chef der Gartenbauabteilung Altona. Zwar seien Unternehmen von außerhalb beauftragt worden, aber die Vorwürfe des NABU müsse er „schlicht von der Hand weisen“. Das Vorgehen könne nicht als Zerstörung angesehen werden, es sei durch das Parkpflegekonzept legitimiert. Auch der Gartenbaubeamte vor Ort, Karsten Ritters verweist auf das beschlossene Parkpflegekonzept, das man umsetze.

Doch gerade am Konzept der Parkpflege scheiden sich die Geister. Für das Volksparkbündnis – dem auch Robin Wood und WWF angehören – stellt gerade die Rationalität wider die Natur das Politikum dar. Denn: Das Konzept ist eingegliedert in den beschlossenen „Masterplan Sportpark“, der den ruhigen Waldpark zu einem Sport- und Freizeiteventpark umgestalten soll (siehe Kasten). Die Entwicklung einer gewerbefördernden Infrastruktur und die Auslichtung des Parks bilden die Eckpfeiler der Planungen.

Werner Smolnik vom NABU Altona sieht das ökologische Gleichgewicht des Parks durch die Ideen der Großinvestoren existenziell bedroht. „Auslichtungen von bis zu 70 Prozent des Baumbestandes“ lasse das ökologische Gleichgewicht aus den Fugen geraten. „Die über Jahrzehnte gewachsene Artenvielfalt ist bereits akut bedroht.“