„Meine Eltern sind entführt“

Die Vertreter der „Donezker Volksrepublik“ haben meine Eltern als Geiseln genommen. Früher habe ich in Donezk als Journalistin gearbeitet, die Stadt dann aber vor einigen Monaten verlassen. Am 9. August um 15.40 Uhr rief mich meine Mutter an und sagte, gerade seien Uniformierte der Volksrepublik Donezk zu uns nach Hause gekommen, um mit mir zu sprechen. Sie interessierten sich dafür, dass ich Journalistin bin. Meine Mutter sagte, dass ich nicht da sei und dass sie die Wohnungstür nicht öffnen werde. Daraufhin hätten die Uniformierten angekündigt, wieder zu kommen und die Tür gewaltsam zu öffnen. Nach zehn Minuten brach die Verbindung zu meinen Eltern ab.

Von Nachbarn erfuhr ich dann etwas später, dass die Uniformierten wirklich zurückgekommen waren, die Tür aufbrachen und meine Eltern mitnahmen. Die Kämpfer hätten gesagt, meine Eltern würden der Mittäterschaft verdächtigt, doch was genau damit gemeint war, ist unklar. Dann hätten sie noch gesagt, sie würden meine Eltern für eine Klärung der Umstände mitnehmen, so für ein bis zwei Tage.

Die Nachbarin sagte noch, dass die Wohnung total verwüstet sei. So etwas habe sie bisher nur im Kino gesehen. Jetzt habe ich von meinen Eltern schon drei Tage lang nichts gehört. Wo sie sind, weiß ich nicht …

VIKTORIA ISCHENKO

Die Autorin war Teilnehmerin am Osteuropa-Workshop der taz Panter Stiftung im Juni 2014