aus der mensa: winterwitze von HARALD KELLER
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Die hohen Fenster der Mensa geben den Blick frei auf beinahe völlig entkleidetes, aber höchst sommerlich besonntes Geäst vor mediterran bläuendem Himmel. „Dem Kalender nach wäre es ja Zeit für den offiziellen Winterwitz. Aber bei dem milden Wetter …“, sinniert Geierschnabel.

„O Gott, nicht den offiziellen Winterwitz“, wimmert Klumpe. „Wie ging der noch mal?“, fragt der vergessliche Notthoff und macht Klumpe schmerzvoll stöhnen. Geierschnabel grinst. „Wäre heute ein Wintertag alter meteorologischer Schule, würde ich sagen: Himmel, ist das kalt geworden. Zeit, den Schal herauszukramen. Diesen herrlich warmen französischen Charles de Gaulle.“

Klumpe drückt sein Leiden durch lang gezogene Klagelaute aus. Notthoff leidet ebenfalls, muss aber trotzdem lachen. Droll kommentiert trocken: „Geht auch mit Charles Aznavour.“ Strunk ergänzt, wieder mal ums letzte Wort bemüht: „Oder mit Charles Lindbergh, wie ihn die Franzosen kennen.“

Verzweifelt unternimmt Klumpe einen Versuch der Ablenkung. Als Cineast mit schier unerschöpflichem Wissensfundus hat er sogar in dieser Situation einen passenden Filmtitel auf Lager. „Aki Kaurismäki hat mal einen Film gedreht, der hieß im Original ‚Take Care of Your Scarf, Tatiana‘ “, gibt er zum Besten. Strunk, ebenfalls einschlägig versiert, lässt sich nicht lumpen: „Mir hat ‚Das Leben der Boheme‘ aber besser gefallen.“ Droll hält nicht viel von verstiegenen Fachsimpeleien und geht beherzt dazwischen: „Bo Häme? Ist das nicht ein Ikea-Designer?“

Klumpe knurrt wie ein alter Diesel, der nicht zur Zündung gelangen will. „Da wären wir ja wieder beim üblichen Niveau: ganz tief unten.“ – „Tja, du bist hier beim Inkompetenzteam vom Mensatisch“, belehrt ihn Droll. „Kulturtechnisch auf der Niederflurebene. Da musst du deine Latte tiefer legen.“

An sich hätte beim Wörtchen „Latte“ Wabbles Automatik anspringen und eine anzügliche Bemerkung ausspucken müssen. Doch zur Überraschung aller bleibt der schwergewichtige Zotenkönig stumm. Er hat bislang überhaupt noch nicht viel gesagt und wird von Strunk auf diesen ungewöhnlichen Umstand aufmerksam gemacht.

„Ja, öh …“, fährt der Angesprochene aus seinen schwerwiegenden Gedanken auf, „… ich überlege gerade, was ich noch alles machen muss heute Nachmittag. Ich fahre doch morgen nach Braunschweig.“

Droll wird hellhörig. „Bringst du mir eine von diesen berühmten Würsten mit?“ Wabble ist in der Tat nicht ganz bei der Sache und fragt arglos: „Welche war das noch mal?“ Droll und Strunk prusten los. „Eine Nürnberger?“, schlägt Strunk vor. „Eine Krakauer?“, versucht Droll. „Eine Braunschweiger!!!“, donnert es dann in dreistimmigem Chor. Und Wabble schämt sich ein wenig, weil er nicht von allein darauf gekommen ist.

„Können wir jetzt mit dem Nachtisch anfangen?“, drängt Klumpe. „Jawoll“, dröhnt Droll. „Der Mampf geht weiter!“

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