berliner szenen Nach Tiefsinn tauchen

Kunst im Hallenbad

In der Tauchschule in der Ohlauer Straße schlägt dem Besucher sofort der typische Hallenbadgeruch aus warmer Luft und Chlor entgegen. Ein Pressetermin lädt zu „ungewöhnlichen Unterwasseraufnahmen für ein Videokunstprojekt“. Die Künstlerinnen Habitz + Zosche haben nämlich ein Konzept entwickelt, bei dem sie ihre 70 Zentimeter hohen Hausmodelle kopfüber in das Wasserbecken setzen und deren Spiegelung auf der Wasserunterfläche filmen.

Das Ganze soll über eine Stadt erzählen, die überflutet wird, bis Synchronschwimmerinnen dazu kommen und das Thema „Mensch sucht Balance im Wasser“ thematisieren. Das nasse Element werde dabei in „seiner lebensspendenden und zugleich destruktiven Kraft“ betrachtet. Die fertige „Lichtinstallation 2027“ wird dann im April vor dem Münchner Firmensitz des Auftraggebers auf sieben Lichtstelen übertragen.

Zunächst posieren aber die Künstlerinnen ausgiebig in ihren Taucheranzügen vor der hölzernen Leiterkonstruktion, an der die Hochhausmodelle befestigt sind. Auch die beiden brummeligen Fotografen müssen die Schuhe ausziehen und knipsen drauf los. Man selbst sitzt teilnahmslos herum, wird nicht richtig ernst genommen, weil man keine Kamera dabei hat, schaut halt so zu und denkt in der angenehmen Schwüle und Feuchtigkeit darüber nach, wie es wäre, mal wieder Schwimmen zu gehen.

Endlich wird von zwei Profitauchern unterwassergefilmt, und alles schart sich um den kleinen Übertragungsbildschirm. Nach dem Plan der Künstlerinnen sollte nun der Standpunkt des Betrachters ins Wanken geraten, aber nichts passiert. Die Synchronschwimmerinnen sind dann leider auch nicht aufgetreten. CHRISTIANE RÖSINGER