Kurzkritik: Christian Jakob über die Feigheitsdebatte
: Keine Diskursführerschaft

Die Zeichen standen auf Heimspiel: Restlos waren alle Karten weg, der Frauenanteil im Auditorium lag bei 95 Prozent, als am Montag die einstige taz-Chefin und Autorin Bascha Mika in die Schwankhalle kam, um die „Feigheit der Frauen“ zur Debatte zu stellen. So heißt ihr neues Buch, und darin geht es um Evas und Katjas, die eigentlich unverzagt als Bankkauffrau oder Aufsichtsrätin durch ihr selbstbestimmtes Leben gehen könnten, wenn, ja wenn sie sich am Ende nicht doch immer wieder „zum Weibchen“ machen, um an der Seite eines gestressten Oberarztes namens Ingo zur Hausfrau zusammenzuschrumpfen. Mika macht das „zornig“, und sie wollte warnen: „Jungen Frauen ist oft nicht bewusst, dass die traditionellen Rollen auf sie lauern.“

Doch der Alarmismus kam schlecht an. Queere und lesbische Frauen klagten, in Mikas Weltbild nicht aufzutauchen, die grüne Finanzsenatorin Karoline Linnert wollte mit ihren Thesen gleich „nichts zu tun haben“: Mika „denunziert Lebensentwürfe von Frauen, die sich auch dem Kapitalismus verweigern“, motzte sie. Dahinter stehe ein „unreflektiertes Geiern nach der männlich dominierten Berufswelt“. Sie frage sich, warum es denn „immer Lohnarbeit sein muss“ und fand nur eine Erklärung: „Ich würd’ gern wissen, welcher Arbeitgeberverband Frau Mika für ihre Streitschrift bezahlt hat.“