Vögel sollen Hafen weichen

HAFEN Obwohl die Suche nach Geldgebern für das Offshore-Terminal in Bremerhaven erst beginnt, steht dessen ökologischer Ausgleich schon fest

Im April startet offiziell die Suche nach einem Investor für Deutschlands ersten rein privat finanzierten Industrie-Hafen, das neue Offshore-Terminal in Bremerhaven. Die ersten potentiellen Geldgeber waren vor Kurzem in Bremen, im Frühjahr 2012 soll feststehen, wer die nötigen 200 Millionen Euro Baukosten bezahlt. Weil im kommenden Jahr aber auch der Bau beginnen soll, wird parallel das Planfeststellungsverfahren betrieben. Und schon jetzt entschieden wurde über die ökologischen Ausgleichsmaßnahmen: Für rund 1,9 Millionen Euro sollen knapp 23 Hektar Flachwasserzonen nahe des Weserwatts an der Großen Luneplate für Watt- und Wasservögel „optimiert“ werden. Das hat jetzt die Wirtschafts- und Häfendeputation beschlossen.

Davon soll vor allem der Säbelschnäbler profitieren, dessen Mauser- und Rastgebiet bislang genau dort liegt, wo der Offshore-Hafen gebaut werden soll: am Blexer Bogen. Dabei ist dieser Standort schon ein Zugeständnis an den Naturschutz – denn ursprünglich sollte der neue Hafen auf der Luneplate entstehen. Die eingedeichte Weserinsel ist EU-Vogelschutzgebiet und gehört Bremen erst seit Kurzem. Für 30 Millionen Euro wurde die Insel dem Land Niedersachsen abgekauft – als „ökologische Ausgleichsfläche“ für den Containerterminal CT 4 in Bremerhaven, die momentan längste Stromkaje der Welt.

Von dem neuen Offshore-Hafen aus sollen ab 2014 Windräder fertig zusammengebaut und aufs Meer verschifft werden. Bremen erhofft sich viel davon: Eine Studie der Prognos AG verspricht bis zum Jahr 2040 mindestens 7.000, im Idealfall sogar 14.000 neue Jobs. In der Folge, so die Studie, könnte Bremerhaven bis zu 4.900 neue EinwohnerInnen bekommen.

Einige UmweltschützerInnen, wie etwa Heike Wierhake-Kattner, Vorsitzende des Nabu in Bremerhaven, finden die Planung nach wie vor „sehr problematisch“. Es sei „völlig unklar“, ob die Vögel das für sie neu vorgesehene Gebiet überhaupt annehmen würden, so Wierhake-Kattner. Wenn nicht, würde der Hafen „trotzdem gebaut“. Die Nabu-Aktivistin ist gegen einen Offshore-Hafen auch am neuen Standort am Blexer Bogen. Sie fordert, die vorhandenen Kapazitäten am CT 4 auszubauen und verlangt ein „übergreifendes Hafenkonzept“ für Norddeutschland. Wenn der Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven eröffnet sei, brauche Bremerhaven womöglich weniger Platz für Container, so Wierhake-Kattner – Platz der frei sei für Offshore-Aktivitäten. Aus Sicht der Häfendeputation ist das keine Alternative: „Das würde der Nachfrage-Situation nicht gerecht“, sagt Sprecher Holger Bruns. Schließlich sollen bis 2030 Windanlagen mit 25 Gigawatt in Nord- und Ostsee gebaut werden. Allein in der Nordsee sollen ab 2011 jährlich 200 Anlagen entstehen. mnz