Bürgerradio bleibt Dudelfunk

Neue Vorwürfe in Hannovers Bürgerfunksender: Hat die Senderleitung Umfragen manipuliert?

Im Streit zwischen der Senderleitung von Hannovers Bürgerfunk-Sender Radio Leine-Hertz und ihren Kritikern haben sich die Fronten weiter verhärtet. Bei dem runden Tisch habe es sich um eine „Beschwichtigungsorgie“ gehandelt, so der ehrenamtliche Kulturredakteur Stephan Rykena. Der Sender hatte seine Musikfarbe im Januar hin zum Mainstream geändert, obwohl im Lizenzantrag noch stand, sie werde sich „in besonderer Weise von den bestehenden niedersächsischen Radiosendern abheben“. Kulturschaffende und MitarbeiterInnen hatten dagegen protestiert (taz berichtete).

Die Vorwürfe der Initiative „Was ist Bürgerradio“ sind noch drastischer geworden: Eine Umfrage unter Leine-Hertz-HörerInnen, die von der Geschäftsführung zur Begründung für den Musikwechsel angeführt wurde, sei manipuliert, so die Initiative. Sie hegt den Verdacht, die Studie sei nur erstellt worden, um „die Gremien zu einer Änderung der Musikfarbe zu bewegen“. Mit einem basisdemokratischen Bürgerradio habe das nichts zu tun.

Vorwürfe, die Leine-Hertz-Geschäftsführer Markus Mayer zurückweist. Bezüglich der Musikfarbe bestehe zwar nach wie vor ein Dissens über die beste Strategie für einen Bürgersender. „Damit kann Leine-Hertz leben“, so Mayer. Der musikalische Umschwung hat den Sender nach Recherchen der Initiative massiv HörerInnen gekostet. So seien die Hörerzahlen des Livestreams mittlerweile um über 40 Prozent gesunken. Für den Herbst hat Niedersachsens Landesmedienanstalt eine Reichweitenerhebung angekündigt. Daraus würden sich gegebenenfalls neue Entscheidungen ergeben, kündigte die Geschäftsführung an.

„Wir haben kein Vertrauen mehr zu dem, was uns gesagt wird“, sagt Gerd Kespohl vom Kulturzentrum Pavillon. Auch Musikredakteur Oliver Müller hat „keinen Bock mehr“. Die Zusammenarbeit mit Leine-Hertz wollen sie vorerst einstellen. Eine Petition „für ein echtes Bürgerradio“ haben mittlerweile über 700 Institutionen und Einzelpersonen unterzeichnet. BELA