Es brennt

PERSONAL Seit Jahren beklagt die Berufsfeuerwehr in Bremen Personalmangel. Deren Ver.di-Betriebsgruppe jetzt auch: mit einem offenen Brief an Böhrnsen

„Wir wollen keine Steuergelder verprassen, aber der Bogen ist einfach überspannt“

Bernd Bauer (Ver.di)

Die Ver.di-Betriebsgruppe der Feuerwehr Bremen hat einen offenen Brief an Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) geschrieben. Darin beschreibt sie Missstände, die seit Jahren währen: Der Feuerwehr fehlten mindestens 80 Leute, die Zahl der Feuerwehrleute sei in den letzten 20 Jahren um über 100 Beschäftigte gesunken. Dabei gebe es heute viel mehr Einsätze. Laut Ver.di-Mitglied Bernd Bauer gleichen die Feuerwehrleute das durch Überstunden aus, für die sie allerdings weniger Geld erhielten als in der regulären Arbeitszeit. Für einen 24-Stunden-Dienst bekämen sie nur 20 Stunden bezahlt. „Wir wollen keine Steuergelder verprassen“, sagt Bauer, „aber der Bogen ist einfach überspannt.“ Die Feuerwehr stehe vor einem Trümmerhaufen.

Unterstützung bekommt Ver.di von der Opposition der Bürgerschaft. Die CDU-Fraktion schreibt auf ihrer Website: „Den Feuerwehren fehlt es an Personal, es mangelt an genügend Wachen und Schutzziele können regelmäßig nicht eingehalten werden. Das ist dem Innensenator seit Jahren bekannt.“

Kristina Vogt, Vorsitzende der Linksfraktion, sagte der taz am Donnerstag: „Ich hoffe, dass der Brief an Herrn Böhrnsen etwas bewirken wird.“ Die Linksfraktion hatte in dieser Legislaturperiode schon mehrere Initiativen zu diesem Thema ergriffen.

Die Brandschutzziele in Bremen liegen unter den Standards, die die Arbeitsgemeinschaft der Berufsfeuerwehren in Deutschland (AGBF) festgelegt hat. Die hat herausgefunden, dass ein Mensch nach acht Minuten aus einem brennenden Haus gerettet werden muss, damit er keine Rauchgasvergiftung erleidet. Damit legt sie fest: Es müssen mindestens zehn Feuerwehrleute in acht Minuten am Einsatzort sein. In Bremen ist das anders: Der Senat hat festgelegt, dass nur acht Leute innerhalb von zehn Minuten vor Ort sein müssen. Das kritisierte bereits die AGBF: „Es bestehen keinerlei fachliche oder politische Ermessensspielräume.“

In einem Gutachten über die Standortstruktur der Feuerwehrwachen in Bremen steht auch, dass 35 Prozent aller Löschfahrzeuge in Bremen ihr Ziel nicht nach diesen Vorgaben erreichen. Die durch den Senat beschlossene Hilfsfrist wird hingegen in 95% der Fälle erreicht. Laut Vogt können die Stadtteile Borgfeld und Oberneuland nicht mehr rechtzeitig erreicht werden. Die angepassten Bremer Vorgaben bezeichnet sie als „juristisch zweifelhaft“ und fordert, „dass der Brandschutz nicht an den Kriterien der Schuldenbremse orientiert wird“.

Olaf Bull, Sprecher von Innensenator Ulrich Mäurer (SPD), entwarnt. Das Brandschutzkonzept werde jetzt überarbeitet: „Nächste Woche tagen die Lenkungsgruppe für Brandschutz und die Senatorin für Finanzen.“ Im Herbst werde es eine Einstellungsplanung geben. „Das Personal in der Berufsfeuerwehr wird dann erhöht.“  CATIANA KRAPP