Saarbrücken vor Hamburg

Bei der Monopoly-Wahl, bei der Städtewahrzeichen online auf das Spielfeld gewählt werden können, liegt Norddeutschland weit abgeschlagen im Mittelfeld

Ausgerechnet Saarbrücken. Warum eigentlich ausgerechnet Saarbrücken? Oder auch Aachen. Where the fuck liegt das noch mal? In der Gunst der Deutschen jedenfalls recht weit oben. Über Hannover, Lübeck, Hamburg, Bremen, Kiel. Wenn der Norden nicht aufpasst, hält der gemeine Deutsche bald nicht mehr Hamburg für das Tor zur Welt, sondern Halle an der Saale. Dann wird das, was einst die edle „Schloßallee“ war, das Zeiss-Planetarium in Jena sein.

Denn bei der „Monopoly Deutschland Wahl“, bei der man Städte und ihre Wahrzeichen auf das Spielfeld der Zukunft wählen kann, liegt der Norden nicht ganz oben auf der Landkarte, sondern eher auf der Schattenseite der Republik. Mehr als Bad- oder Turmstraße ist im Moment nicht drin.

Ab Herbst soll die neue Monopoly-Ausgabe im Handel sein. 22 Städte schaffen es aufs Brett, 38 sind im Rennen. Gewählt wird online, und zwar nicht allein die Stadt, sondern eines von vier Wahrzeichen, das diese auf dem Spielbrett repräsentieren soll. Bremer können sich beispielsweise für die Stadtmusikanten entscheiden, Kieler für Seehafen oder Hörn. Für Lübeck sind Holstentor und Buddenbrookhaus im Angebot. Hannover hat die Marktkirche und die Herrenhäuser Gärten ins Rennen geschickt.

Die Idee der Spielemacher ist ganz offensichtlich getragen von der Erkenntnis, dass der Kapitalismus sich verändert hat, der Prototyp des kapitalistischen Spiels deshalb ebenfalls mit der Zeit gehen muss. Nehmen wir die Klimakatastrophe: Kaum ist der Bericht des UN-Klimagremiums IPCC heraus, laut dem energiepolitisch langsam wirklich umgesteuert werden muss, werden die Spielfelder „Elektrizitätswerk“ und „Wasserwerk“ vom Brett verbannt. Die werden durch regenerative Energieformen ersetzt.

Zur Wahl stehen Wind-, Solar- und Wasserenergie, je nach Präferenz der Abstimmenden.Auch die früheren Bahnhöfe (Nord-, Süd-, West- und Hauptbahnhof) werden durch die Favoriten der Wähler ersetzt. Dumm nur für den Berliner Hauptbahnhof, dass der Stahlträger nicht erst nach der Monopoly-Abstimmung runtergekracht ist.

Manche Städte haben für sich die Chance erkannt, ganz ohne Kosten für sich zu werben: Würzburg und Halle beispielsweise fordern auf ihrer offiziellen Homepage die Bewohner dazu auf, ihr Votum für die eigene Stadt abzugeben. Im Norden sind dergleichen Aktivitäten nicht bekannt. Standortpolitik sieht anders aus.

Saarbrücken und Aachen führen das Feld zurzeit an. Deren Bürger haben sich nicht zweimal bitten lassen und begeistert für ihre Stadt gestimmt. Ein wirkliches Spiel für Patrioten also. Und dieser antiglobale Ansatz ist das einzige an dem Spiel, das sich dem Anspruch der Modernität widersetzt. ELKE SPANNER

Abgestimmt werden kann noch bis Ende März im Internet unter www.monopoly.de