Gynäkologen fürchten Panik

GEBÄRMUTTER US-Hersteller ruft Geräte zur Zerkleinerung von Tumoren wegen Krebsrisiko zurück. Deutsche Behörden gegen generelles Verbot

BERLIN taz | Der weltweite Geräterückruf des US-Medizinprodukteherstellers Ethicon hat die deutsche Aufsichtsbehörde auf den Plan gerufen. „Es geht nicht um einen Gerätedefekt, sondern um ein medizinisches Behandlungsrisiko, das in die ärztliche Wahl des Therapieverfahrens einbezogen werden muss“, sagte eine Sprecherin des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) der taz.

Ethicon stellt Geräte her, die Tumoren an der Gebärmutter bereits im Bauch zerkleinern können. Dabei, so das Unternehmen, bestehe das Risiko, dass Krebszellen verschleppt werden könnten. Das BfArM habe die zuständige Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) „gebeten, die neuen Erkenntnisse zu berücksichtigen“. Patientinnen sollten sich an ihre Ärzte wenden. Geräte anderer Hersteller dürften vorerst weiter angewendet werden.

Die DGGG warnte vor Panikmache. „Die wissenschaftliche Datenlage gibt den Hype nicht her“, sagte der Erlanger Gynäkologieprofessor Matthias Beckmann der taz. Die DGGG werde binnen 14 Tagen ein Gutachten zur Risikoeinschätzung vorlegen. Die US-Zulassungsbehörde FDA hatte zuvor gewarnt, das Risiko, dass gutartige Myome an der Gebärmutter sich als bösartige Sarkome entpuppten, sei häufiger als angenommen. In einem solchen Fall drohe bei der Gewebezerkleinerung im Bauch eine Krebsstreuung. Myome zählen zu den häufigsten gutartigen Tumoren bei Frauen. HH

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