MARLIS DREVERMANN, KULTURDEZERNENTIN IN HANNOVER
: Die Rechenfehlerverwalterin

■ 58, hat in Bonn Sozialwissenschaften studiert und ist seit 2007 Kultur- und Schuldezernentin der Stadt Hannover.

Das nehme ich auf meine Kappe“, musste Marlis Drevermann vergangene Woche im Hannoveraner Kulturausschuss sagen, als es um die Kostenexplosion für das künftige Museum im Schloss Herrenhausen ging. „Das“ ist ein Rechenfehler, eine Verwechslung von brutto und netto, die dazu führt, dass statt der bisher veranschlagten 140.000 Euro nun rund 407.000 Euro an Personalkosten anfallen.

Drevermanns tiefer und ein wenig schleppender Stimme ist anzuhören, dass die 58-Jährige seit Tagen schon die immer gleichen Sätze wiederholt. Zum Beispiel diesen: „Es handelt sich um einen Planungsfehler, der sich durchgezogen hat und der Gottseidank jetzt noch entdeckt wurde.“ Oder diese: „Mein Ziel ist es, die Fehler zu analysieren und die Diskussion mit Argumenten zu versachlichen. Wir werden künftig noch besser prüfen und steuern.“

Eben das traut ihr die Opposition nun nicht mehr zu. Drevermann habe ihr Dezernat nicht im Griff, sie sei überfordert und habe sich längst als Fehlgriff erwiesen. Schließlich gab es schon 2009 Ärger, als sie einräumen musste, dass 35 Prozent der Besucher der Festwochen Herrenhausen Freikarten bekommen hatten. „Im Berufsleben gibt es immer schwierige Momente und neue Herausforderungen“, sagt Drevermann über die Brutto-Netto-Panne. „Dies ist eine solche. Ich werde sie lösen.“

Gelöst hat sie erstmal die Herausforderung, wie die qua Rechenpanne gestiegenen Personalkosten wieder reinkommen sollen: Es müssen 100.000 anstatt 60.000 Besucher pro Jahr kommen. „Wir haben in der Kalkulation für das neue Museum nun auf Basis von Vergleichszahlen von Museen und Kulturinstitutionen in Städten wie Bonn, Augsburg und Berlin die höheren Besucherzahlen realistisch kalkuliert“, sagt Drevermann.

Ob sich ihre Kritiker mit dem neuen Rechenbeispiel zufrieden geben ist fraglich, sie selbst stehe jedenfalls weiter mit vollem Herzen hinter dem Projekt. „Ich bin ein Leibniz-Fan, weil er wie kein anderer für die Aufklärung, für vernetztes und interdisziplinäres Arbeiten und Denken steht. Das sind Eigenschaften, die heute so wichtig sind wie damals.“ ILKA KREUTZTRÄGER