Von einem Tod aus der Bahn geworfen

Das Zentrum „Trauerland“ unterstützt Kinder und Jugendliche, die einen Menschen verloren haben. Bald startet eine neue Trauergruppe für Jugendliche ab 16 Jahren

„Jugendliche fühlen sich eh oft unverstanden“

Martina Wulf, Trauerland

Als Sandra 13 Jahre alt war, starb ihre Mutter. Sie hatte Lymphknotenkrebs, Wasser im Herzen, dann einen Herzinfarkt. Bei ihrem Vater konnte Sandra nicht bleiben. Er beleidigte sie und wurde sogar handgreiflich. Sie ging zum Jugendamt. Dort hörte sie zum ersten Mal von Trauerland, einem Zentrum für trauernde Kinder und Jugendliche in Bremen. Heute ist Sandra 17. „Die Menschen in Trauerland sind total lieb“, sagt sie. Was sie dort allerdings vermisst, sind Gleichaltrige, die sie verstehen. Im September wird Trauerland nun eine kostenlose Gruppe für 16- bis 19-Jährige öffnen, die sich ein Jahr lang monatlich treffen wird.

Die Treffen sind wie ein Workshop aufgebaut. Dabei können die Jugendlichen mit ausgebildeten Helfern sprechen, aber sie lernen eben auch Gleichaltrige kennen. Gemeinsam können sie über die Menschen sprechen, die sie verloren haben, aber auch kochen oder Filme schauen.

Arbeit mit Jugendlichen ist in Trauerland nicht neu, allerdings waren die Treffen laut Sozialpädagogin Martina Wulf „nicht so genau“ vorbereitet. Zum jetzigen Programm würden auch bestimmte Rituale gehören, wie zum Beispiel, Kerzen anzuzünden oder Luftballons steigen zu lassen. „Ritualisierte Vorgänge sind wie ein innerlicher Anker“, so Wulf.

Ein Ziel von Trauerland ist es, Kindern Raum dafür zu geben, dass sie anders trauern als Erwachsene. „Kinder haben noch keine Vorstellung von der Endgültigkeit, wenn sie einen geliebten Menschen verloren haben“, sagt Wulf. Das würde sich etwa mit 13 ändern. „Trotzdem muss jeder Mensch individuell seinen eigenen Trauerweg durchlaufen.“ Für Jugendliche seien die Rahmenbedingungen besonders schwierig: „Jugendliche fühlen sich eh oft unverstanden.“

Da sich Trauerland ausschließlich über Spenden finanziert, ist die Teilnehmerzahl für die neue Gruppe auf zehn begrenzt, wobei jeder Teilnehmer einen Freund oder eine Freundin mitbringen darf. Die Gruppe wird sich ab dem 12. September jeden Freitag zwischen 18 und 21 Uhr treffen. Ein späterer Einstieg ist möglich. Außerdem gibt es eine Gruppe für 12- bis 15-Jährige, die sich samstags zwischen 16 und 19 Uhr trifft. Anmelden kann man sich unter ☎ 0421/ 69 66 72 80.  CAT