Stilwechsel
: Frisch gewaschen

Nils Schuhmacher

Zweimal anders rum bitte. Als Nouvelle Vague vor einigen Jahren auftauchten, da gab es wohlwollenden Applaus von jenen, denen Krachig-Destruktives eher suspekt und fremd ist, die aber ganz gut damit leben können, wenn sich dieses Inkommensurable dann eben doch – frisch gewaschen – in die eigene loungige Existenz einbauen lässt. Und dies auch noch auf eine Art, die einen selbst irgendwie kühn und szenig ausschauen lässt. Die Punk-Urheber und ihre Nachkömmlinge fanden es mehrheitlich eher mittel, muss man sagen. Ganz anders scheint der Fall zu liegen, wo Metal auf solche Weise verarztet wird. Als Beobachter des Wacken-Festivals weiß man etwa, dass Metal-Fans je nach Perspektive stilistisch nicht so dogmatisch sind (auch Heino durfte ja mal ran) oder einfach – lange Haare hin, schlammige Kluft her – eng der Mitte der Gesellschaft verhaftet. Und diese Mitte hört heute Singer-Songwritern zu. Schnell kommt eins zum anderen: Driving Mrs. Satan aus Italien und England zum Beispiel mit alten Rock- und Metal-Hits. So sehr man sich hier auch vom Ausgangsmaterial emanzipiert: die romantischen Metaller finden es (trotzdem) toll (Do, 21. 8., 20 Uhr, MS Stubnitz). Eine andere Art zeitgenössischer Musik und eine abweichende Form ihrer Interpretation wählen indes Rocko Schamoni und das ihn begleitende L’Orchestre Mirage. Während alle seine musizierenden FreundIn–nen aktuell in einem anderen Hamburger Theater den Schulterschluss mit der E-Kultur suchen, taucht er stilübergreifend das eine oder andere vergessene Lied (Manfred Krug, Lassie Singers, FSK, vielleicht auch Tankard?) in klassische Musik. Befürchtungen oder Hoffnungen, dass diese Allianz von Op bis Pop auch nur entfernt so ausfällt, wie bei den anderen hier Genannten, sind nicht angebracht. Schamoni wird weniger mit Lounge-Atmosphäre und echten Gefühlen und mehr mit dunklen Andeutungen, billiger Kleinkunst und suspektem Humor aufwarten (Mi, 27. 8., 20 Uhr, Thalia Theater).